Unser Roadtrip mit Rollstuhl durch Irland – der erste Zwischenbericht

Ja, Mietwagen. Das ist ein fieses Thema. Wir fahren einen Neuwagen, der bei Übergabe knapp über 1.500 km auf dem Tacho hatte. Die Selbstbeteiligung der Vollkasko ist durch meine Kreditkarte zwar reduziert, aber immer noch recht hoch. Meine ersten Versuche im Linksverkehr mit Rechtslenker waren dementsprechend von viel, viel Angstschweiß und einigen Panikattacken begleitet – insbesondere, als wir die gut ausgebaute Schnellstraße ohne Gegenverkehr verließen und uns durch die engen Bergstraßen der Wicklow Mountains quälten – ein Albtraum! Übrigens wahrscheinlich auch für die Teilnehmer der stattlichen Kolonne, die sich im Laufe der Strecke hinter mir angesammelt hat…
Heute, sechs Tage und mehr als 1.000 Kilometer später, fühle ich mich routinierter, die Panikattacken bleiben aus. Aber Spaß macht der Linksverkehr immer noch nicht, denn ich habe zwar sehr viel Fahrpraxis, aber alles davon mit Linkslenkern. Ich bin in vielen Ländern der Welt gefahren, habe chaotische Verkehrsverhältnisse erlebt, aber das hier ist eine andere Nummer: keiner meiner Reflexe funktioniert hier, und statt Tür und Außenspiegel finden sich links von mir plötzlich noch mehr als ein Meter Auto. Und das auf den engen Straßen des Wild Atlantic Way…
Aber genug gejammert, zurück zum Positiven: Wir haben nun Kontakt mit vielen Iren gehabt. Und wirklich alle waren unglaublich freundlich und herzlich. Und alle haben über das warme Wetter der vergangenen Tage gejammert – also im Schnitt etwa 23 Grad und Sonne. In den Geschäften ist Panik ausgebrochen, weil schlagartig überall Sonnenmilch restlos ausverkauft war, und die Klimaanlagen wurden prompt auf “Arktis” eingestellt. Und das, obwohl durch den Golfstrom hier definitiv milde Temperaturen herrschen (hier wachsen PALMEN – wirklich!). Adina hat sich derweil als waschechtes Nordlicht einen Sonnenbrand geholt, ich als Norditaliener (ich bin diesseits des Weißwurstäquators aufgewachsen und beanspruche deshalb diesen Titel für mich!) kann darüber nur milde lächeln.
Kurzum: wir hatten überwiegend fantastisches Wetter, auch wenn uns inzwischen auch der bekannte Sprühregen “Irish Mist” erreicht hat. Die Iren sind ein unfassbar positives, glückliches Volk, die jeden Anlass zum Feiern nutzt und dafür schon auch mal eine Weltmeisterschaft im Milchkannen-Rollen ins Leben ruft (kein Witz, wir waren dabei!). Die Straßen sind eng, Linksfahren wir nicht mehr mein Hobby. Aber es ist ein wundervolles Land, und wir sind gespannt auf die verbleibenden zwölf Tage!


Timo Hermann
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