Behindertengerechte Mietwagen, Carsharing – gibt es so etwas?
Ein eigenes Auto besitzen? Das liegt zumindest in Ballungsräumen schon seit einiger Zeit nicht mehr im Trend. Dank günstiger werdenden Mietwagen-Angeboten und immer mehr Carsharing-Programmen in den Städten verzichten mittlerweile viele Bürger auf ein eigenes Fahrzeug, das immerhin durchschnittlich zwischen 95 und 99 Prozent seines Daseins nicht fährt, sondern dieses auf einem Parkplatz vor dem Haus fristet. Mit Rollstuhl stößt man hier allerdings an seine Grenzen: gibt es überhaupt Mietwagen für Rollstuhlfahrer? Und gibt es dabei auch Angebote für Selbstfahrer mit Behinderung? Wie sieht es beim Carsharing aus? Ein Überblick.
Die schlechte Nachricht: es sieht im deutschsprachigen Raum immer noch recht düster aus, was behindertengerechte Autovermietungen anbelangt. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um ein Selbstfahrer-Fahrzeug mit Umbauten handelt, oder nur um einen PKW, der eine Transportmöglichkeit für Rollstuhlfahrer bietet. In den meisten Fällen fahren Rollstuhlfahrer als Beifahrer im Auto mit, und der Rollstuhl liegt im Kofferraum – sofern Umsetzen noch möglich ist. Bei Elektro-Rollstühlen entfällt diese Möglichkeit – ein Fahrzeug mit Laderampe oder Lift wäre hier das Mindeste, was Rollstuhlfahrer als Anforderung an einen Mietwagen stellen müssen.
Erste behindertengerechte Mietwagen in Deutschland
Die gute Nachricht: es tut sich allerdings langsam etwas. Einige regionale Anbieter offerieren immerhin Mietwagen mit Rollstuhlrampe und Befestigungsgurten,auch Rollstuhl-Busse sind beispielsweise in Heilbronn beim Unfallopfer-Hilfswerk sehr günstig zu bekommen. Dünner wird die Luft, wenn man sich auf die Suche nach behindertengerecht umgebauten Mietwagen begibt: seit einiger Zeit bietet Avis wenige umgerüstete Fahrzeuge an, die in Zusammenarbeit mit Paravan individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse des Fahrers zugeschnitten werden können. Auch Europcar hat inzwischen ein vergleichbares Angebot im Sortiment. Hinzu kommen noch wenige regionale Anbieter – flächendeckend ist dieses Angebot allerdings nur bei den beiden großen Autovermietungen realisierbar, und nur mit angemessener Vorlaufzeit, um das Fahrzeug ggf. zum jeweiligen Standort zu überführen und es vorab anzupassen. Was beispielsweise in den USA heute selbstverständlich ist – hier haben Urlauber keinerlei Schwierigkeiten, behindertengerechte Mietwagen zu erhalten – ist in Deutschland also immer noch recht kompliziert und kostenintensiv. Vereinzelt gibt es gerade bei Europcar auch im europäischen Ausland ein dünnes Angebot – hier muss aber unbedingt vorab geprüft werden, ob so etwas am Reiseziel verfügbar ist.
Carsharing für Rollstuhlfahrer
Auch Carsharing stellt eine recht große Hürde dar. Denn hier kommen in vielen Fällen Kleinstwagen zum Einsatz. Der Versuch, den Rollstuhl in einen Smart zu verladen, dürfte von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Der Anbieter Car2Go fällt somit schon einmal komplett weg – hier gibt es nur Smart. DriveNow bietet Kunden immerhin auch einen Mini Clubman, dessen Laderaum allerdings trotz Kombi-Bauform noch immer recht begrenzt ausfällt. Faltrollstühle finden sicherlich noch Platz darin, mit Starrrahmen-Rollstühlen wird es allerdings bereits eng. Wer Carsharing-Angebote sucht, bei denen wenigstens Kombis erhältlich sind, in die ein Rollstuhl verladen werden kann, muss sich bei Cambio, Flinkster, Greenwheels, Stadtmobil oder Hertz on Demand umsehen. In unserem Fall gibt es im näheren Radius zum Wohnort allerdings gerade einmal zwei Anbieter, bei denen zwar Kombis verfügbar sind, die Tarife aber dermaßen unattraktiv sind, dass beispielsweise eine wöchentliche Taxifahrt mit den Einkäufen günstiger ausfällt.Hinzu kommt, dass Kombis bei allen Anbietern erheblich höhere Stunden- und Kilometertarife aufweisen als Kleinwagen, die für Menschen mit Behinderungen in den meisten Fällen nicht nutzbar sind.
Fazit
Wer im Rollstuhl sitzt und nach behindertengerechten Mietwagen-Angeboten oder Carsharing-Programmen sucht, die auch für Rollstuhlfahrer nutzbar sind, hat noch immer recht aufwändige Recherchen vor sich. Zumindest der Mietwagen-Markt reagiert aber offenbar allmählich auf die Forderungen von Menschen mit Behinderung nach Teilhabe, und stellt erste Möglichkeiten zur Verfügung. Und auch andere Märkte ziehen langsam mit: so fanden sich bei unseren Recherchen sogar behindertengerechte Hausboote, Wohnmobile und Wohnwagen. Es scheint also langsam aufwärts zu gehen!
Haben wir etwas vergessen? Dann lasst es uns wissen – oder teilt uns eure Meinung mit! Direkt unten in den Kommentaren!
Warum nur bei Mietwagenfirmen nach behindertengerechten Mietwagen gucken? Die Firma REHA Group Automotive GmbH & Co. KG ist an mehreren Standorten in Deutschland vertreten und bietet durchaus auch behindertengerecht umgebaute Fahrzeuge zum Mieten an. Kostenlose Hotline 0800-700 9 800