Reisen mit Rollstuhl: Das leidige Gepäck

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Rollstuhlfahrer und Begleiter vor Gepäckausgabe am Flughafen
Rollstuhlfahrer und Begleiter vor Gepäckausgabe am Flughafen

Foto: Dog Waldron (cc by-sa 2.0)

Reisen mit Rollstuhl ist im heutigen Zeitalter der Mobilität an für sich kein Problem mehr. Flugreisen mit dem Rollstuhl funktionieren meist problemlos, die meisten Fernreisestrecken der Bahn sind ebenfalls mit dem Rollstuhl nutzbar, und dank einer Gesetzesänderung werden zudem auch Fernbusse eingesetzt, die spätestens ab 2019 vollständig rollstuhlgeeignet sein müssen, sofern sie vor 2016 erstzugelassen wurden – ab 2016 dürfen nur noch Fernbusse mit zwei Rollstuhl-Sitzplätzen und Einstiegslift neu zugelassen werden. Schwierig wird es allenfalls an einem Punkt: wie befördert man das Gepäck?

Bei Reisen mit Rollstuhl ist das Gepäck meist einer der problematischsten Faktoren. Pauschal-Lösungen kann es hierfür nicht geben. Wer alleine reist und mehr Gepäck mit sich führt (oder führen muss), als in einen Rucksack an der Rückenlehne passt, muss nach kreativen Lösungen suchen. Sperrigere Gegenstände und Dinge, die erst einmal verzichtbar sind, können beispielsweise zwei bis drei Tage vor der Abfahrt per Paket vorausgeschickt werden. Die Bahn bietet zudem einen Gepäck-Kurierdienst an, der allerdings finanziell schon recht deutlich ins Budget fällt. Im Einzelfall muss die Lösung auf die jeweilige Situation abgestimmt werden: erfolgen die Anreise zum Flughafen oder Bahnhof sowie die Weiterfahrt am Ziel per Taxi? Dann gibt es keine größeren Probleme: der Taxifahrer verlädt das Gepäck, und an Bahnhöfen sowie an Flughäfen gibt es Services für das Gepäck. Geübte Rollstuhlfahrer schaffen es auch, einen Hartschalenkoffer auf vier Laufrollen mit sich zu führen, allerdings sind längere und unebene Strecken hier meist hinderlich.

Bei Reisen mit Rollstuhl und Begleiter hängt es davon ab, ob der Rollstuhlfahrer selbst fährt oder geschoben wird. Bei komplett selbständigen Rollstuhlfahrern wird der Begleiter eben zum Lastesel, und nur das Wichtigste wird direkt am Rollstuhl montiert. In unserem Fall läuft es andersherum: Meine Partnerin lässt sich schieben. Im Gegenzug macht sie sich zum Gepäckwagen. Ein Besuch bei der Familie über die Weihnachtstage endet dann schon einmal damit, dass sie eine kleine Reisetasche mit Geschenken und dergleichen auf dem Schoß hat, ebenso wie ihre Handtasche, die Medizintechnik wird am Rückenteil befestigt. Ich schiebe dafür einhändig und ziehe mit der anderen Hand den Trolly hinter mir her, in dessen Vorderfach noch ihre Gehstützen stecken und mit Spanngurten am Koffer fixiert sind. Notfalls lässt sich so auch noch ein Rucksack mitführen. Bei größeren Steigungen wie beispielsweise den Schrägen am Bahnhof des Flughafen Schönefeld wird allerdings auch diese Methode recht schweißtreibend – aber ganz ohne Herausforderungen geht es wohl nur in den seltensten Fällen. Ein großer Trekking-Rucksack mit 70-80 Litern Inhalt hat sich als Alternative nicht wirklich bewährt – allerdings eher aufgrund der Unordnung, die spätestens ab dem zweiten Urlaubstag darin herrscht, zudem habe ich immer leichte Bedenken bei Rucksäcken auf Flugreisen, weil der Inhalt doch deutlich weniger geschützt ist als in einem Koffer.

Reisen mit Rollstuhl birgt also nach wie vor gewisse Hürden. Wer aber nach kreativen Lösungen sucht, sollte trotzdem am Ziel ankommen und einen entspannten Urlaub haben.

Wir wollen es wissen: wie verreist ihr mit Rollstuhl? Welche Tipps, Tricks und Kniffe habt ihr euch angeeignet? Lasst es uns wissen und alle davon profitieren!

2 Kommentare
  1. Claudia sagte:

    Also wenn du einen richtig guten Trecking-Rucksack hast, dann geht das super!
    Unordnung herrscht nicht, wenn man einen Rucksack wählt, der komplett zu öffnen ist, anstatt nur oben.
    Und sicher sind sie auch. Mir sind schon viele Koffer aufgeplatzt, aber mein Deuter Rucksack überlebt alles – ohne extra Kofferband und Co.

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  2. tigerbiene sagte:

    Wenn man an einem bestimmten Platz Urlaub macht – schicke ich gerne vorab ein Paket dorthin. Das geht bei Privatunterkünften genauso wie bei Hotels. Die eigentliche Reise trete ich dann mit Handtasche an und wenn ich angekommen bin steht alles in meinem Zimmer für mich bereit. Die Kiste bewahre ich auf – damit schicke ich dann alles wieder per Post zurück… Am besten funktioniert ein stabiler Umzugskarton und ordentlich Klebeband – die Post transportiert alles bis 31 Kilo und holt gegen Aufpreis von 6 Euro auch zuhause ab…

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