Praxistipp: Euroschlüssel und Behinderten-WCs im Alltag
In zwei Jahren feiert das unter dem Namen “Euroschlüssel” bekannte Schließsystem 30. Geburtstag. Der CBF Darmstadt hat etwas Herausragendes bewerkstelligt: er etablierte mit dem Konzept des Euroschlüssel eine Alltagshilfe für Menschen mit Behinderungen, die inzwischen weit über die deutschen Grenzen hinaus verbreitet ist. Die Idee: ein Schlüssel, mit denen insbesondere Menschen im Rollstuhl Zugang zu öffentlichen Behinderten-Toiletten erhalten. Mittlerweile sind in vielen Ländern Europas Euroschlüssel-Systeme verbaut.
Nicht einmal 20 Euro sind es, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Behinderten-WCs in ganz Deutschland und vielen Ländern Europas erleichtern: so niedrig ist die Schutzgebühr, die der CBF Darmstadt auf den Euroschlüssel erhebt.
Egal, ob an Autobahnraststätten oder an öffentlichen WCs: vielerorts ist das Euroschlüssel-System inzwischen verbaut – laut CBF Darmstadt an über 12.000 Toiletten. Die heutige Tank&Rast AG, Betreiber der meisten Autobahnraststätten in Deutschland, hat maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen: sie sagte zu, das Euroschlüssel-Schließsystem flächendeckend an ihren Einrichtungen zu verbauen, und setzte dies in die Tat um. Auch die Firma Wall, die beispielsweise in Berlin für öffentliche Toiletten sorgt, hat alle WCs mit dem Euroschlüssel ausgestattet, ebenso wie andere Kommunen. Der CBF Darmstadt hat mit dem Euroschlüssel so eine einzigartige Konstellation geschaffen: ein kleiner regionaler Verband für Menschen mit Behinderungen hat auf europäischer Ebene dazu beigetragen, dass Menschen mit Behinderungen wie beispielsweise Rollstuhlfahrer ein Netz aus sauberen Toiletten vorfinden.
Viele dieser WCs sind heute noch spezieller auf die Bedürfnisse von Menschen im Rollstuhl zugeschnitten: bei den neuesten Generationen lässt sich sogar mit Hilfe des Euroschlüssels der Toilettensitz nach links oder rechts verschieben, Bedienelemente können ebenfalls einfach zur anderen Seite geschoben werden. Notruftasten finden sich an den neueren Toiletten ebenfalls an unterschiedlichsten Positionen, um beispielsweise auch nach einem Sturz am Boden liegend Hilfe herbeirufen zu können.
Die Benutzung der öffentlichen Toiletten ist zumindest in Deutschland an Häuschen, an denen der Euroschlüssel verbaut ist, kostenfrei. Im Ausland ist das Angebot bisweilen noch auf Autobahnraststätten begrenzt – so fanden wir beispielsweise in Budapest ein öffentliches, behindertengerechtes WC vor, doch außer dem Rollstuhl-Symbol fand sich kein weiterer Hinweis auf diese Eignung: der Euroschlüssel war hier nicht verbaut, Rollstuhlfahrer müssten hier wie jeder andere Nutzer auch bezahlen. Das an sich ist aber sicherlich nicht das Problem – vielmehr interessant wären hier die Möglichkeiten verstellbarer Bedienelemente, um mit dem Rollstuhl wahlweise rechts oder links neben die Toilette zu fahren, wie auch die mancherorts verlängerte Benutzungszeit.
Insgesamt ist der Euroschlüssel aber jedem Bezugsberechtigten zu empfehlen. Wer erhält denn nun eigentlich den Euroschlüssel?
Den Euroschlüssel gibt es nur beim CBF Darmstadt sowie bei einigen Behindertenverbänden gegen Nachweis der Notwendigkeit sowie gegen Entrichtung des Unkostenbeitrags.
Kriterien zur Vergabe des Euroschlüssels:
- Schwerbehindertenausweis mit den Merkmalen aG, B, H, oder BL
- Schwerbehindertenausweis mit dem Merkmal G und einem GdB von mindestens 70%
- Stomaträger
- Patienten mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder anderer schwerer Darm-/Blasenerkrankung
Liegt kein Schwerbehindertenausweis vor, kann ein ärztliches Attest ebenfalls ausreichen (beispielsweise im Falle von Stomaträgern oder Morbus Crohn-Patienten), bei Menschen aus dem Ausland, wo es ggf. keinen Schwerbehindertenausweis gibt, kann auch der europäische (blaue) Parkausweis für Behinderte als Nachweis dienen.
Der Euroschlüssel wird beim CBF Darmstadt bestellt und nach Nachweis der Berechtigung und Zahlung des Unkostenbetrages direkt zum neuen Besitzer verschickt – und wird ihm dort das Leben deutlich erleichtern.
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