Hacking: Panthera S2 und das Laufrollen-Problem

vorderrad_repariertSchon kurz nachdem meine Partnerin ihren neuen Rollstuhl, den Panthera S2 mit E-Motion-Antrieb, erhalten hat, kristallisierte sich ein Problem heraus: die vorderen Laufrollen bzw. Vorderräder hatten einen immensen Verschleiß. Rücksprache mit der Krankenkasse sollte ergeben, dass es sich dabei um ein bekanntes Phänomen bei Panthera handelt: die Gummis der Vorderräder sind viel zu weich. Nach einer wahren Odyssee, einem Wechsel des Sanitätshauses und sechs oder sieben neuen Laufrollen haben wir nun endlich eine zufriedenstellende Lösung erhalten.

Knapp anderthalb Jahre ist Adinas Panthera S2 nun alt. In dieser Zeit musste er bereits einiges mitmachen, und insbesondere das recht ruppige Berliner Pflaster scheint nicht gerade seine Wohlfühlumgebung zu sein. Aber das spielt keine Rolle: ein Rollstuhl ist eine Mobilitätshilfe und zum Alltagsgebrauch da. Und genau das muss er aushalten.

Nun kommt in unserem Fall hinzu, dass der Schwerpunkt so gewählt wurde, dass der Rollstuhl möglichst kippsicher ist, wodurch sich eine erhöhte Last auf den Vorderrädern ergibt. Panthera scheint aber nicht in der Lage zu sein, dies zu kompensieren. Die Laufrollen in 5 Zoll-Ausführung haben ein flaches Profil, also keine Abrundungen, was zusätzlich der Abrollwiderstand auf unebenem Terrain erhöht. Und selbst die auf Anforderung der Techniker Krankenkasse produzierte extra-harte Variante der Vorderräder hat nur unwesentlich länger gehalten – im Schnitt waren die Gummis nach zwei Monaten verschlissen, sprangen von der Laufrolle oder rissen (Linktipp: Kurztrip nach Prag – Reise mit Hindernissen.

Bei einem Hersteller wie Otto Bock, Meyra, Sopur oder Küschall wäre das kein Problem: einfach ein Rad aus dem Katalog eines anderen Herstellers wählen. Nicht so bei Panthera: die Achsen der Vorderräder haben einen etwas geringeren Durchmesser als bei anderen Herstellern. Panthera hat sich so durch die Hintertür ein Monopol auf Ersatzteillieferungen gesichert. Kundenfreundlichkeit sieht nun wahrlich anders aus.

Nach langen und zahlreichen Debatten mit der Techniker Krankenkasse, die sich hier sehr hilfsbereit an unsere Seite gestellt hat und teilweise selbst beinahe daran verzweifelt wäre, haben wir nun endlich die Lösung erreicht. Das Sanitätshaus hat nach Freigabe der Umbaumaßnahme durch Panthera die Bohrung der vorderen Gabeln aufgefräst und neue Laufrollen mit hartem Gummi und abgerundetem Profil montiert. Der Unterschied ist unfassbar: der Abrollwiderstand ist wesentlich geringer, das Rad verkantet nicht mehr mit einem Schlag an jeder Kante, und der Verschleiß geht plötzlich gegen Null.

Wir waren mit den neuen Rädern direkt in Budapest, haben die (reichlich holprige) Stadt erkundet, sind auf dem Sziget-Festival quer durchs Gelände gefahren. Verschleiß? Praktisch nicht wahrnehmbar!

Jedem Besitzer eines Panthera-Rollstuhls, der mit derlei Problemen zu kämpfen hat, sei dringend ans Herz gelegt: wendet euch an eure Krankenkasse und bittet um Unterstützung. Denn auch für die Kostenträger (sofern der Rollstuhl nicht Eigentum des Sanitätshauses ist – was er bei Panthera-Rollstühlen, die passgenau auf den Besitzer angefertigt werden, beinahe nie sein wird*) ist es bedeutend günstiger, einmalig die Umbaukosten auf sich zu nehmen, anstatt regelmäßige Reparaturen bezahlen zu müssen!

(*) Zur Erklärung: Standard-Rollstühle sind oft Eigentum des liefernden Sanitätshauses und mit einem Wartungsvertrag versehen. Im Gegensatz dazu sind maßangefertigte Rollstühle im Normalfall Eigentum der Krankenkasse und können von jedem Vertragspartner der jeweiligen Kasse gewartet werden.

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