Treppenlift – die Lösung im barrierearmen Haus?
Verschiedene Lösungsansätze wie Rampen, Rollstuhllifte, Schrägen, Fahrstühle und Treppenlift sollen hier Abhilfe schaffen.
Doch gerade der Treppenlift ist nicht ganz unproblematisch – und das fängt bereits bei der Anschaffung an. Dabei wollen eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden, um zu entscheiden, ob eine Treppe für einen Rollstuhlfahrer tatsächlich mit einem Treppenlift entschärft werden kann.
Eine wesentliche Rolle spielen dabei unter anderem die Kosten, denn eine Kostenübernahme durch Krankenkassen entfällt für Treppenlifte.
TV-Zeitschriften, Magazine und dergleichen waren früher vollgestopft mit Anzeigen von Treppenlift-Herstellern. Ein Treppenlift, so ihre Botschaft, befreit von der Hürde des Treppensteigens – für Senioren, die von altersbedingten Geheinschränkungen betroffen sind, ebenso wie für Rollstuhlfahrer. Beide stehen vor dem Problem, dass gerade Treppen im Haus oft steil und rutschig sind. Der Treppenlift soll hier Abhilfe schaffen, versprechen die Hersteller.
Bevor überhaupt abgewägt wird, ob der Treppenlift in Form eines Sitzliftes (siehe Abbildung oben) oder in Form eines Plattformliftes (also eines Rollstuhllifts, der mit dem Rollstuhl befahren werden kann) benötigt wird, sollte die Finanzierung geklärt werden. Denn ein Treppenlift ist kein von den Krankenkassen gelistetes Hilfsmittel. Das bedeutet, dass die Krankenkasse als Kostenträger für einen Treppenlift ausscheidet – abgesehen von wenigen privaten Krankenversicherungen, die solche Kosten bisweilen übernehmen. Bei Vorliegen einer Pflegestufe kann sich die Pflegeversicherung mit bis zu 2.500 Euro am Umbau beteiligen – was zunächst viel klingt, ist im Endeffekt aber recht wenig. Denn je nach Ausführung, der Steigung und der Windung der zu überwindenden Treppe können sich die Kosten für einen Treppenlift schnell in den fünfstelligen Bereich bewegen.
Einige Hersteller bieten Treppenlifte auch zur Miete an. Wer hier aber nicht scharf kalkuliert, zahlt drauf: nur wenn der Treppenlift ausschließlich für eine absehbare Dauer benötigt wird, lohnt dieses Modell, wird er als dauerhafte Lösung benötigt, ist eine Finanzierung deutlich günstiger in der Summe. Und bei Mietwohnungen bleibt auch zu klären, was nach Beendigung des Mietverhältnisses mit dem Treppenlift geschieht – denn auch der Ausbau und ggf. der Neueinbau im neuen Heim schlagen mit ordentlichen Kosten zu Buche. Zudem können erhebliche Kosten für den Umbau hinzukommen, denn bei Wendeltreppen werden die Schienen maßangefertigt und können meist nicht auf anderen Treppen eingesetzt werden, was auch einen Verkauf nahezu aussichtslos macht. Ein Sitzlift mag für den Vermieter noch einigermaßen interessant sein, um ihn auszulösen und die Wohnung anschließend als seniorengerecht zu bewerben, ein Plattformlift dürfte aber in den wenigsten Fällen attraktiv für den Vermieter sein.
Auch die Ausfallsicherheit spielt eine große Rolle. Wer nur zur Erleichterung des Alltags einen Sitzlift besitzt, mag ja notfalls noch ein paar Stufen bewältigen können, anders sieht es aber bei Rollstuhlfahrern aus. Diese benötigen zwingend Hilfe von dritten Personen, wenn sie sich im oberen Stockwerk befinden und ihr Treppenlift gerade den Dienst quittiert. Und: im gesamten Rehatechnik-Sektor ist zu beobachten, dass längst noch nicht alle Dienstleister ihre Kunden auch mit hoher Priorität behandeln. Das beginnt bei Sanitätshäusern, die es nicht sonderlich beeindruckt, wenn ein Rollstuhlfahrer aufgrund eines nicht lieferbaren Ersatzteils für etliche Tage oder gar wochenlang das Haus nicht verlassen kann. Und ähnlich schwarze Schafe gibt es auch im Bereich der Treppenlift-Dienstleister.
Wir haben bislang immer versucht, möglichst unabhängig von technischen Hilfen zu bleiben, die im Zweifelsfall ausfallen und meiner Partnerin jegliche Freiheit rauben können. In ihrer Jugend lebte sie in einem Haus mit einem Treppenlift, der ständig technische Mängel aufwies – und ist davon endgültig kuriert, einen Treppenlift als Lösung für Treppen im Haus anzusehen. Wer alternative Möglichkeiten besitzt, sollte sich daher genau überlegen, ob er sich wirklich von einem Treppenlift abhängig macht, auch wenn moderne Lifte sicherlich ausgereifter sein dürften. Ein Stromausfall kann jederzeit eintreten. Und da die wenigsten Privathäuser über eine Notstromversorgung im Keller verfügen, ist man in diesem Fall auf einem Treppenlift mitten auf der Treppen genauso gefangen wie in einem Fahrstuhl.
Wer keine andere Wahl hat, als sich mit Treppen im Haus abzufinden, sollte daher zumindest genau prüfen, welche Treppenlifte infrage kommen – und von welchen Herstellern und Dienstleistern es bereits negative Erfahrungsberichte gibt. Und: unbedingt vorab abklären und schriftlich festhalten, was im Ernstfall passiert: wie schnell sind Ersatzteile verfügbar? Wie schnell ist der Kundendienst vor Ort? Gibt es auch einen Notfall-Kundendienst am Wochenende und an Feiertagen? Erst wenn all diese Fragen geklärt sind und eine Einigung gefunden wurde, sollte letztlich auch der Vertrag unterschrieben werden.
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