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Diese Reise wurde von France.fr, der Region Nouvelle-Aquitaine und Charentes-Tourisme unterstützt. Unsere Meinung bleibt davon aber wie üblich unbeeinflusst, der Artikel gibt unsere eigenen Erfahrungen wieder.
Der Planwagen holpert durch das ablaufende Wasser, die frische jodhaltige Luft weht uns um die Nase. Kurz darauf erreichen wir die Île Madame, eine kleine Gezeiteninsel im Atlantik. In der weitestgehend unberührten Natur gedeihen dort seltene Kräuter wie Schlickgras, Meerfenchel, Pferdeeppich und Queller. Und hier sind wir bereits mittendrin in unserem kulinarischen Roadtrip durch die Region Charente-Maritime, die sich von Bordeaux entlang der Gironde und der Atlantikküste Richtung Norden zieht.
Wir sind unterwegs auf einem rollstuhlgerechten Planwagen, der über eine ausfahrbare Rampe am Heck verfügt und so auch Rollstuhlfahrern die Fahrt über den sogenannten Ochsenpfad ermöglicht, der die Insel mit dem Festland verbindet. Fisch, Meeresfrüchte, Salz und Kräuter – und natürlich Cognac und Wein. Wir sind hierher gereist, um herauszufinden, ob das wirklich die kulinarische Formel der Region ist. Und weil die Region Charente-Maritime ganz nebenbei eine der Regionen ist, die im französischen Zertifizierungssystem “Handicap et Tourisme”, ähnlich dem deutschen System Reisen für Alle, am stärksten vertreten sind. Wir sehen uns also in wenigen Tagen viele rollstuhlgerechte Attraktionen, Restaurants und Unterkünfte an – garniert vom Thema “Genuss”!
Rückblende: Schon kurz nach der Landung wird deutlich, dass wir uns in einer Region befinden, in der Kulinarik und Genuss eine große Rolle spielen. In der Gepäckabfertigung stehen wir neben riesigen Weinflaschen – ganz klar: wir sind am Flughafen Bordeaux angekommen! Nach Selfies vor den gigantischen Weinflaschen brechen wir auf zu unserem Road Trip durch die Region Charente-Maritime, die an Frankreichs Atlantikküste gelegen nicht nur mit wunderschönen Landschaften, sondern auch allerlei Leckereien aufwarten kann.
Unsere Strecke führt uns nach Cognac, Rochefort, La Rochelle, auf die Ile de Ré und schließlich zurück nach Bordeaux.
Cognac
Die Cognac-Distille Courvoisier in Jarnac ist unser erstes Ziel. Ein Rundgang durch die rollstuhlgerechte Ausstellung bringt uns die Entstehung des legendären Weinbrands von den Böden des Anbaugebietes über die Traube, die Ernte und den Brennvorgang bis zum Fass nahe. Dazu gibt es noch einige spannende Einblicke in die uralte Geschichte der traditionsreichen Distillerie, dessen Gründer bereits Napoleon belieferte. Bei der anschließenden Verkostung halten wir uns allerdings noch etwas zurück, schließlich sind wir bereits am Morgen dort und wollen zum bevorstehenden Mittagessen einigermaßen nüchtern erscheinen. Dennoch lernen wir etwas über die unterschiedlichen Noten von Cognac, die sich zum Gesamtaroma zusammensetzen: die fruchtige Note, die blumige Note, die holzige und schließlich die würzige Note. Sie alle verändern sich im Reifeprozess, und je länger der Cognac reifen durfte, desto runder ist das Gesamtergebnis, was die enormen Preisunterschiede erklärt: die Alterskategorien reichen von V.S. über V.S.O.P. bis hin zu den mitunter exorbitant teuren X.O.-Editionen, die bis zu 40 Jahre Lagerzeit hinter sich haben und schnell vierstellige Summen kosten können, aber auch ein beeindruckendes Aromenspiel mitbringen können.
Etwas abseits liegt das Restaurant La Table de l’Yeuse, wo wir in einem wunderbaren Ambiente auf der Terrasse regionale Köstlichkeiten genießen. Das alte Gemäuer wurde liebevoll restauriert und kann nicht nur mit feiner Küche, sondern auch einer beeindruckenden Cognathek aufwarten – Ehrensache natürlich in solch einer Stadt, in der sich (fast) alles um den edlen Weinbrand dreht. In der gesamten Region spielt Wein ebenso wie Weinbrand eine zentrale Rolle, was sich auch auf die Küche der Region auswirkt. Mit einem fantastischen Ausblick über die Gärten des Yeuse geniessen wir unseren Fisch und sind schon gespannt auf die kommenden Tage. Wir checken anschließend im Hotel Francois Premier ein, das in bester Lage in der Altstadt von Cognac gelegen ist. Dann machen wir uns auf, Cognac zu entdecken, denn wir sind immer hungrig – nicht nur auf Essen, sondern auch auf neue Eindrücke. Unser erstes Ziel ist das Musée des Arts du Cognac, wo die regionale Geschichte spannend aufgearbeitet wird. Hier wird nochmals deutlich, wie wichtig Weinbau und Cognac-Destillation für die Region ist, und wir dürfen unser neu erworbenes Wissen über Cognac nochmals vertiefen. Direkt nebenan findet sich das Espace Découverte en Pays du Cognac, wo wir zu Beginn einen kurzen Film über die Geschichte Cognacs sehen – in einem tollen Ambiente mit Wasserspiel, Licht- und Soundeffekten, die so den Zuschauer tiefer eintauchen lassen. Eine Sammlung von Gemälden und Skulpturen rundet die Erfahrung ab. Die Eindrücke verarbeiten wir nun am Ufer der Charente in einer entspannten Strandbar neben dem Hafen, wo wir den herbstlichen Sonnenuntergang zwischen vielen jungen Familien bei entspannter Musik genießen, und wir sehen förmlich die alten Frachtschiffe an uns vorbeiziehen…
Nach einem ruhigen Abendessen beenden wir den Abend in dieser quirligen, aber dennoch entspannten Kleinstadt stilecht in der hoteleigenen Cognac-Bar.
Rochefort
Unsere nächste Etappe führt uns ans Meer: in einem kleinen Örtchen nahe Rochefort namens Port des Barques treffen wir Cécile vom lokalen Tourismusverband. Wir planen eine gemeinsame Kutschfahrt (aufmerksame Leser dürften es ahnen: es geht auf die Ile Madame!). Der Planwagen mit der ausziehbaren Heckrampe holpert schon bald mit uns an Bord los, und wir genießen die Aussicht über die kleine Insel, die eine erstaunliche Vielfalt bietet und vor allem von den Fischerhütten auf Stelzen, den “cabanes de pêcheurs”, geprägt wird. Elegant stehen sie überall am Ufer und trotzen auch den größten Stürmen und Fluten. Die Salzmarken an den hohen Stelzen lassen erahnen, wie weit das Wasser hier zeitweise aufsteigt…
Nun wollen wir nachprüfen, ob die lokale Küche auch wirklich die Produkte nutzt, die wir hier vorgefunden haben. Unser Weg führt uns in den Hafen von Rochefort, wo wir im Restaurant “Vivre(s)” des französischen Starkochs Grégory Coutanceau speisen, und tatsächlich: neben Fleur de Sel entdecken wir im Hauptgang frischen Queller, der eine knackige Frische mit einer leichten Salznote zum Selleriepüree einbringt. Der barrierefreie Glasbau im Hafen ermöglicht einen wunderschönen Ausblick auf die Yachten auf der anderen Straßenseite.
Eine Straße weiter besuchen wir im Anschluss die Corderie Royale, die königliche Seilerei. Hier in Rochefort wurden einst gigantische Taue und Seile für die Schifffahrt hergestellt, indem lange Einzelstränge miteinander verdrillt wurden. Wir dürfen an einer kleinen historischen Maschine unser eigenes Seil herstellen und bestaunen anschließend im Museums-Shop die kunstvollen Werke aus Seilen und Seemannsknoten, die hier in händischer Tradition produziert werden. Die großen Seile der modernen Schifffahrt kommen indes längst aus China – und sind auch meist nicht mehr aus Hanffasern, sondern aus Polyester.
Nach diesem spannenden Besuch erkunden wir weiter die kleine Stadt. Vis-a-vis von der Corderie Royale liegt ebenfalls im Arsenal de Mer die Fregatte Hermione aus dem 18. Jahrhundert, auf der einst La Fayette mit anderen Aufständischen und Revolutionären segelte. In einem gigantischen Projekt wird sie restauriert und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Eintrittsgelder kommen dabei wieder dem Restaurationsbudget zu Gute.
Wir entdecken die weiteren Teile der Altstadt und checken schließlich in unser Hotel ein. Das rollstuhlgerechte Zimmer des “Hotel de France” ist ein Appartement am Hinterhof in ruhiger Lage, und wir werden uns noch wundern, was für ein liebevolles reichhaltiges Frühstück der Inhaber des Boutique-Hotels für seine Gäste zaubert.
Erstmal ist aber etwas anderes wichtiger, denn Adina hat auf dem Weg eine Chocolaterie nahe des Hotels entdeckt – und da gibt es natürlich kein Halten mehr! Salzkaramell gehört definitiv auch zu den lokalen Spezialitäten. Wenig erstaunlich, denn schon im 18. Jahrhundert wurde über den Hafen des nahegelegenen La Rochelle Zucker von den Antillen importiert, während Wein und Cognac exportiert wurden. Tatsächlich werden bis heute rund 98 Prozent des produzierten Cognacs exportiert, hauptsächlich in die USA. In Frankreich selbst gibt es nur sehr wenig Nachfrage danach.
La Rochelle
Erwartungsvoll machen wir uns auf den Weg nach La Rochelle. Dort haben wir eine ganze Reihe an spannenden Terminen und beginnen mit einem Rundgang durch das Aquarium La Rochelle, das auf zahlreichen Ebenen die maritime Artenvielfalt unterteilt nach Kontinenten präsentiert. Die gigantischen Aquarien und die prächtigen Fische und Quallen ziehen uns in ihren Bann und lassen uns eintauchen in eine riesige Unterwasser-Welt. Wir hätten hier problemlos den ganzen Tag verbringen können, aber wir haben noch viel vor! Zunächst führen wir im hauseigenen Restaurant, der Brasserie Là-Haut, unsere kulinarische Suche fort und stärken uns bei einem atemberaubenden Ausblick über den Yachthafen mit Fisch, Geflügel und Meeresfrüchten. Allzu voll wollen wir uns die Bäuche allerdings nicht vollschlagen, denn der Wind frischt auf – und vor uns liegt ein weiteres Highlight: Am Rande der weltgrößten Segelmesse, der Grand Pavois, die gerade in La Rochelle stattfindet, wollen wir mit einem Segelboot in See stechen.
Wir treffen uns mit Olivia vom lokalen Komitee für Behindertensport, die uns zum Boot begleitet und mit unseren Skippern bekannt macht. Einzelheiten sind schnell geklärt, denn wir sind durch Adinas Vater, einst Seemann und heute passionierter Segler, schon segelerfahren. Eigentlich war eine Ausfahrt auf das Meer geplant, aber da macht uns der Wind einen Strich durch die Rechnung, denn pünktlich zu unserem Termin frischt er auf Windstärke 6 auf. Der Skipper entscheidet, dass wir nur unter Vorsegel in den alten Hafen fahren und zurück. Und so kann sogar Adina ans Ruder und steuert souverän durch das rund 20 Meter breite Hafentor… Unser Skipper erzählt uns beim Anblick des Turms “Tour de la Lanterne”, den wir an Backbord passieren, eine kleine Geschichte: der Turm wurde vor Kurzem restauriert und 2015 wieder enthüllt. Dabei kam eine Überraschung zum Vorschein, die sich der Chefarchitekt Villeneuve während der Sanierung ausgedacht hat: zwei erneuerte Wasserspeier auf der Nordost- und der Südwestseite des Turms tragen das Konterfei der beiden Karikaturisten Cabu und Wolinski, die beim Attentat auf die “Charlie Hebdo”-Redaktion ermordet worden waren!
Im Anschluss steht noch ein kleines Highlight auf dem Programm, denn Adinas kleine Schwester ist mit Freund in Frankreich unterwegs, und wir haben uns hier verabredet, um gemeinsam La Rochelle zu erkunden und den Tag ausklingen zu lassen. Dabei entdecken wir sogar ein Riesenrad mit einer rollstuhlgerechten Kabine, und wir bestaunen den Ausblick beim Sonnenuntergang über dem Hafen. Zu viert streifen wir weiter durch die Hafenmeile und entscheiden uns schließlich für ein Restaurant, in dem wir es uns gemütlich machen. Mit frischem Fisch, Kalbssteaks, Entenbrust und üppigen Desserts beziehungsweise einer Käseplatte samt einem Fläschchen hiesigen Weins starten wir in den Abend und lassen unser Dinner mit einem Gläschen Pineau ausklingen. Satt und zufrieden streunen wir weiter durch die lebendigen Gassen, aus vielen Bars und Clubs ertönt Musik, während der frische Atlantikwind den typischen salzig-fischigen Duft der Küste durch das Hafenviertel trägt. Vor den Bars stehen einzelne Grüppchen von Menschen, meist mit Zigaretten und einem Weinglas in der Hand, und wir genießen die ausgelassene Stimmung in diesem Viertel.
Am Ende checken wir in das “Hotel de la Monnaie” ein, ein komfortables Design-Hotel mit barrierefreiem Zimmer in direkter Hafennähe. Nach diesem Tag lässt der Schlaf nicht lange auf sich warten, und am nächsten Morgen müssen wir direkt nach dem Frühstück weiterziehen, obwohl wir tatsächlich gerne noch etwas Zeit in dieser bezaubernden Hafenstadt verbracht hätten.
Ile de Ré
Das Wetter ist eher ungemütlich, aber wir machen uns auf, um eine weitere Insel zu erkunden – die Ile de Ré. Man sagte uns, ganz oben im nordwestlichsten Zipfel der Insel würden wir möglicherweise auf eine weitere Spur zu den Aromen der Region treffen. Am Rande des Naturschutzgebietes parken wir, besichtigen das kleine Museum, das die heimische Flora und Fauna beschreibt, und marschieren anschließend ein Stück ins Naturschutzgebiet. Zunächst fallen uns dort Pflanzen auf, die uns bereits auf der Ile Madame begegnet sind: Pferdeeppich mit seinem pfeffrig-zitronigen Geschmack säumt den Weg, vereinzelt sehen wir Meerfenchel und Queller in den Wiesen. Weiter Richtung Meer entdecken wir lange weiße Erhebungen auf den Feldern: wir sind in den Salzwiesen angekommen. Hier wird Fleur de Sel abgebaut – das Meerwasser wird in Prielen aufgestaut und verdunstet, zurück bleibt das kristallisierte Salz, das zusammengeschoben, gereinigt und verkauft wird. Dieser typische salzige Crunch, der als Topping auf Gerichten verwendet wird, ist uns hier schon öfter begegnet. Auf Fisch, Fleisch oder auch Gemüse, selbst in Schokolade oder Karamell – es gibt unzählige Anwendungen dafür. Zufrieden machen wir uns auf den weiteren Weg Richtung St. Martin, doch als wir einen Automaten für Austern am Straßenrand entdecken, müssen wir einen Zwischenstopp einlegen! Hier gibt es Austern in unterschiedlich großen Kisten – im Dutzend, als Doppeldutzend und auch größere Einheiten. Daneben findet sich ein Automat mit Fischsuppe, und natürlich Austernmessern! Das stellt uns jetzt vor ein Luxusproblem: Wir haben bereits einen Tisch in einem Restaurant reserviert und sind gerade auf dem Weg dorthin – nämlich bei einem Austernfischer direkt an der Küste. Deshalb verdient der Automat nur den Preis für ein Austernmesser als Souvenir an uns, und wir setzen die Fahrt fort. Regen und Wind können uns nicht aufhalten, während wir am Meer unter Schirmen Platz nehmen und Meeresfrüchte und Austern verzehren. Und so langsam wird uns klar, woher die Frische kommt, die uns bislang in allen Speisen begegnet ist: es ist der Geschmack des Meeres, das Jod, das Salz. Es findet sich im Wasser, den Böden, in den Speisen, und es liegt überall in der Luft.
Nach einem Abstecher nach St. Martin de Ré, ein pittoreskes Örtchen mit weißen Häusern und grünen Fensterläden und einem Besuch im dortigen Museum – das uns tatsächlich länger verweilen lässt und etwas über die spannende und abwechslungsreiche Geschichte der Insel vermittelt – fahren wir in unser Appartement. Das Apparthotel “Les Vignes de la Chapelle” liegt etwas abgelegen in Sainte Marie de Ré und bietet traumhafte Ruhe. Im Innenhof schlendern wir vorbei am SPA-Bereich und am Swimmingpool mit Pool-Lifter vorbei zu unserem Appartement und beschliessen, den Tag im SPA ausklingen zu lassen. Morgen wird unser letzter Tag anbrechen und mit einer weiten Fahrt nach Bordeaux beginnen – dem wir in Kürze einen eigenen Artikel widmen werden. So viel sei aber verraten: wir sind uns mittlerweile sicher, dass wir die kulinarische DNA der Region entschlüsselt haben. Salz, Jod, Wind, Kräuter und Wein, gepaart mit typisch französisch gehobenem Anspruch an Nahrung sind essenzielle Bestandteile der Küche und machen die Region so unglaublich lecker!
Unsere Unterkünfte, Restaurants und Ausflugsziele waren indes nahezu lückenlos durch Tourisme & Handicap zertifiziert. Dadurch sind uns auch keine echten Hürden begegnet, und wir sind, obwohl unsere Reise noch nicht zu Ende ist, beeindruckt von der breiten Spanne an Unterkünften, Restaurants und Aktivitäten hier in dieser Region.
- Fortsetzung folgt! Verpasse keinen neuen Artikel mehr und folge uns auf Facebook oder abonniere unseren Newsletter!
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