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Ein Teil dieser Reise wurde vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Unsere Meinung bleibt davon aber wie üblich unbeeinflusst, der Artikel gibt unsere eigenen Erfahrungen wieder.
Inzwischen waren wir bereits zwei Mal “auf dem Darß”, korrekterweise auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Nachdem wir uns schon beim ersten Mal schockverliebt haben in die naturbelassene Region, sind wir im Rahmen einer Beratung für den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt – dieses Mal mit Kleinkind im Schlepptau. Hier wollen wir euch unsere Highlights vorstellen, die ihr euch auf Fischland-Darß-Zingst nicht entgehen lassen solltet!
Fischland, Darß oder Zingst – was denn nun?
Die Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst nahe Rostock ist in drei Teile untergliedert: Das Fischland, den Darß, und Zingst. Das hat insbesondere historische Ursachen und ist für Urlauber recht undurchsichtig, zumal Ahrenshoop geteilt ist: Die Ortsteile Althagen und Niehagen gehören zu Fischland, der Ortsteil Ahrenshoop selbst gehört zum Darß – früher trennte ein Gewässer die beiden Inselteile. Fischland ist der westliche Teil der Halbinsel, eine Landbrücke, die bei Wustrow beginnt und bei Ahrenshoop schon wieder endet, der Darß umfasst Ahrenshoop, Born am Darß, Wieck am Darß und Prerow, Zingst umfasst – nunja, Zingst und den östlichen Teil der Halbinsel. Landläufig hört man aber meist “Wir fahren auf den Darß”, auch wenn damit nicht zwingend der geografische Inselteil gemeint ist, sondern häufig die gesamte Halbinsel, bisweilen auch Ribnitz-Damgarten, manchmal auch noch Graal-Müritz oder Barth, das eigentlich auf der Festland-Seite am Barther Bodden liegt. Egal, wir befassen uns nun mit der Halbinsel!
Unberührte Natur, wilde Urwälder, traumhafte Sandstrände
Wenn “der Darß”, also Fischland-Darß-Zingst, für eines steht, dann ist es Natururlaub. Weite Teile sind als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, was für Rollstuhlfahrer bisweilen auch eine Hürde ist. So ist uns bislang der Zugang zum Darßer Ort mit seinem ikonischen Leuchtturm und dem Natureum sowie dem oft fotografierten Weststrand verwehrt geblieben, weil das Ganze im Naturschutzgebiet liegt. Autos strikt verboten. Aber die gute Nachricht: Nächstes Mal fahren wir dorthin, weil wir just erfahren haben, dass die Darßbahn, eine Bimmelbahn, auf Anruf einen rollstuhlgerechten Wagen mitbringen kann! Diese fährt von Prerow durch den Urwald bis zum Natureum. Allerdings gilt die Umgebung ebenso wie Leuchtturm und das Natureum selbst als nicht rollstuhlgerecht. Wir sind gespannt!
Doch es gibt genug anderes zu entdecken: Vogelschutzgebiete, wild-romantische Küstenlandschaften im steten Wandel der Gezeiten, wunderschöne kleine Seglerhäfen, Kunstgalerien, und architektonisch einmalige Reetdachkaten und Kapitänshäuser.
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Wustrow
In Wustrow beginnt die Halbinsel. Der Ort ist klein und überschaubar, die Gehwege recht eben und rollstuhlgerecht ausgebaut. Es empfiehlt sich, am Ortseingang kurz hinter der einzigartigen ehemaligen Kapitänsschule (durch die es in dem kleinen Örtchen zahlreiche wunderschöne Kapitänshäuser gibt) in den Hafen abzubiegen, wo noch prachtvolle Zeesenboote liegen, jene hölzernen Fischerboote mit Baumwollsegeln, die für die Region sinnbildlich sind. Die nebenan gelegene Kirche verfügt über einen seitlichen Rollstuhleingang. Von hier aus lässt es sich in etwa 15 – 20 Minuten gemütlich zur Seebrücke schlendern, wo es etwas ruhiger zugeht als an den “großen” Seebrücken in Prerow oder Zingst.
Ahrenshoop
Wer sich für Kunst begeistern kann, kommt nicht an Ahrenshoop vorbei! Das Kunstmuseum nahe der Touristeninformation und verschiedene Galerien und Künstlerhäuser ergänzen sich und laden zum Schlendern ein. Ebenfalls sehenswert ist die Fischerkirche. Und zur Stärkung geht es anschließend in das Café an der Mühle, die eine tolle Kulisse bietet!
Born am Darß
Born ist an der Bodden-Seite gelegen und ist recht weitläufig. Bei einem Spaziergang an der Wasserseite entlang lassen sich zahlreiche wunderschöne Reetdach-Katen und jede Menge der legendären Darßer Türen, die traditionell mit familiären Motiven in Manufakturarbeit gebaut werden, bewundern. Die Bodden-Seite ist übrigens grundsätzlich etwas ruhiger und weniger touristisch besucht als die Ostsee-Seite der Hauptinsel, sodass wir den perfekt für Radfahrer ausgebauten Weg von der Seebrücke Born (die gibt es tatsächlich, allerdings solltet ihr das Bild der Seebäderbrücken von Usedom nicht unbedingt als Maßstab anlegen) zum Seglerhafen nutzen können.
Kurz hinter dem Hafen auf einer Straßenecke gelegen findet ihr “Dat Happke”, einen skurrilen Imbiss, der auf der rechten Seite Räucherfisch und Fischsnacks wie Kibbeling, auf der linken Seite Softeis mit jeder Menge Toppings für große und kleine Leckermäuler offeriert.
Sehenswert ist ebenfalls die Fischerkirche, und wenn ihr schon in der Nähe seid, könnt ihr den Hügel gleich vollends erklimmen, um es euch in der Gutsküche des Erlebnishofes Gut Darß gutgehen zu lassen!
Wieck am Darß
Mittwochs und Samstag findet sich vor der Darßer Arche in Wieck der Wochenmarkt, der lokale Spezialitäten und schöne Mitbringsel aus der Region anbietet – klein und überschaubar. Anschließend lässt sich der hübsche kleine Ort mit seinen zahlreichen Reetdach-Katen relativ schnell durchschlendern – und auch hier lohnt ein kleiner Abstecher in den Hafen, um einen Blick auf den Bodden zu erhaschen. Von hier aus führt auch ein gut ausgebauter Radweg direkt am Bodden entlang, der auch für Rollstuhlfahrer gut nutzbar ist. Ein Umstand hat unseren zweiten Besuch in Wieck leider ein wenig getrübt: Das Café Fernblau, das wir bei unserem ersten Besuch kennen- und liebengelernt haben, musste leider seinen Platz in der Darßer Arche räumen.
Prerow
Nun kommen wir den eindeutig lebendigeren Teilen der Halbinsel – nicht, dass es auf dem Rest der Halbinsel langweilig zugehen würde! Aber in Prerow und Zingst tummeln sich die meisten Urlauber, auch und gerade viele junge Familien, die sich in den etwas größeren Ortschaften mit ihren großen Küstenabschnitten wohlfühlen.
Prerow bietet viele Möglichkeiten zu schlendern und ist dabei größtenteils rollstuhlgerecht. Die Kulturkaten verfügen über eine Rampe, das Darßer Museum ist zugänglich und verfügt sogar über einen Rollstuhl. Bei unserem ersten Aufenthalt fand hier gerade ein großer Töpfer-Handwerksmarkt statt – und ratet, wen wir getroffen haben? Unsere Nachbarn von der Töpferei, gegenüber der wir in Berlin wohnen. Die Welt ist ein Dorf!
Die Teeschale ist Adinas Geheimtipp für typisch norddeutschen Tee und leckeren Süßḱram. Den Laden erkennt ihr ganz einfach: An der Schlange, die wir jetzt selbst bei unserem letzten Ausflug im November vor dem Eingang gesehen haben…
Ansonsten: ihr wart nicht in Prerow, wenn ihr nicht auf der Seebrücke wart. Aber da wolltet ihr ja sowieso hin.
Zingst
In Zingst hat uns das Küstenwetter trotz Hochsommer voll eingeholt. Ein Unwetter hat unseren Ausflug jäh unterbrochen, dennoch haben wir genug gesehen, um gleich wieder zu kommen. Der Hafen mit Blick auf die große Naturschutzinsel Große Kirr mit seinen Segelbooten und Raddampfern lädt dazu ein, die Gedanken in die Ferne schweifen zu lassen. Das Ganze am besten mit einem Fischbrötchen in der Hand, die es hier frisch am Stand gibt (so wie es eigentlich überall auf Fischland-Darß-Zingst tatsächlich erstklassigen frischen Fisch gibt – und ein Küstentrip ohne Fischbrötchen ist für mich ein verlorener Tag, ich weiß also, wovon ich schreibe!). Aber haltet die Möwen im Auge, denn die Biester hier wissen auch, dass das Fischangebot üppig und lecker ist!
In der Nähe des Hafens findet sich die kleine Galerie am Hafen mit einer liebevollen Auswahl an lokalen Künstlern. Wer weiter Richtung Innenstadt schlendert, kommt zwangsläufig am Zingster Kaffeepott vorbei, der – anders, als der Name vermuten lässt – nicht nur guten Kaffee und leckere Kuchen, sondern auch feine Tees und leckere herzhafte Speisen aus der Küche zaubert. So gestärkt kann es weitergehen ins beinahe benachbarte Max-Hünten-Haus mit seiner Fotoausstellung, und anschließend weiter die Strandstraße hinunter Richtung Seebrücke.
Wer auf der Suche nach Ostsee-typischem Bernsteinschmuck ist, kommt direkt am Schmuckhaus Vineta vorbei. Das hat zwar eine Stufe am Eingang, das Personal kommt aber sehr hilfsbereit sofort vor die Tür und berät dort! Bei so viel Freundlichkeit kann man ja nicht nein sagen, und mit hübschen Andenken für Adina und einem Mitbringsel für Timos Patenkind ging es weiter Richtung Strand, vorbei am historischen Seenot-Rettungsschuppen der DGzRS, der heute eine Kneipe beheimatet und – wenn geöffnet – kostenlos besichtigt werden kann.
Am Ende des Weges liegt sie dann endlich: Die Zingster Seebrücke, an deren Ende sich eine Tauchgondel findet. Bei ruhiger See ist das Wasser allerdings so klar, dass man problemlos auch ohne Tauchgondel einen Blick unter Wasser werfen kann…
Unsere Unterkunft: Meerurlaub. Barrierefrei Dierhagen
In der Region gibt es als Suchergebnis bei Reisen für Alle genau ein Ergebnis, wenn man nach zertifizierten rollstuhlgerechten Unterkünften sucht: Die Ferienwohnung Meerurlaub. Barrierfrei in Dierhagen von Friedo Schweitzer, den direkt nebenan wohnt.
Die Wohnung bietet einen Parkplatz direkt am Haus, ebenerdigen Zugang, ein rollstuhlgerechtes Bad nach DIN und sogar höhenverstellbares Bett, elektrisch absenkbare Oberschränke in der unterfahrbaren Küche und weitere Annehmlichkeiten.
Der Vermieter ist ein erstklassiger netter Gastgeber, der breit grinste, als wir ihm eröffnet haben, dass wir ein Manko entdeckt haben: Mit Kleinkind ist eine rollstuhlgerechte Wohnung tatsächlich gar nicht so vorteilhaft. Denn alles, wo ein Rollstuhlfahrer drankommt, ist dummerweise auch genau in der Zugriffsebene unserer überaus neugierigen Anderthalbjährigen, was mich ordentlich in Bewegung gehalten hat. Im Gegenzug hatte ich aber eine glückliche Frau und ein glückliches Kind – alles gut also! ;)
Vielen Dank, wir werden sicher wiederkommen bei unserem nächsten Ausflug “auf den Darß” – und der wird kommen!