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Diese Reise fand im Rahmen von Dreharbeiten für eine ZDF-Produktion statt und wurde durch Dritte finanziert. Unsere Meinung bleibt davon aber wie üblich unbeeinflusst, der Artikel gibt unsere eigenen Erfahrungen wieder.
Wir waren in letzter Zeit bedingt durch die Pandemie und durch private Umstände eher weniger auf Achse. Doch im vergangenen Herbst wurden wir von einem Drehteam eingeladen, insbesondere Adinas Arbeit für die Sozialhelden, aber auch unsere Blogarbeit für eine Dokumentation vorzustellen. Unser Ziel: Die Fahrradhauptstadt Münster! Und das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen.
Im Rahmen von Dreharbeiten für die Dokureihe “plan.b” aus dem ZDF (hier geht es direkt zu dem sehr gelungenen Beitrag in der ZDF-Mediathek: https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-total-normal-100.html) haben wir uns nach Münster begeben. Das Ziel: das inklusive Hotel “Alexianer Hotel am Wasserturm”, das etwas außerhalb der Stadt gelegen ist. Als wir auf ein Klinikgelände fahren, erinnern wir uns an die Vorrecherchen: Ein Hotel mitten in einem Komplex aus Kliniken, betreuten Wohngruppen und Werkstätten. Der erste Eindruck ist also für uns erst einmal etwas schwierig, aber das Hotel selbst mit historischer Substanz macht das ein wenig wett. Also checken wir ein und werden freundlich empfangen von einem Rezeptionisten im Rollstuhl.
Eines der Zimmermädchen ist gehörlos, erfahren wir später vom Drehteam, mit dem wir uns abends zur Besprechung im Restaurant treffen. Für die Dreharbeiten soll Adina sie während ihres Arbeitstages begleiten und interviewen. Katharina erzählt, dass sie selbst ursprünglich in einer Werkstatt gearbeitet hat und hier die Chance für den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt bekommen hat. Sie ist glücklich hier, und das Team unterstützt sie in allen Bereichen. Aufgrund der Brandschutzbestimmungen hat sie einen optischen Melder für Feueralarm bekommen, und die Belegschaft hat einige Gebärden gelernt, um sich mit ihr zu verständigen.
Hoteldirektor Bernd Kerkhoff erzählt auf der Außenterrasse, wie er zu diesem Job gekommen ist, als das Hotel eröffnet wurde. Er kam von einer Hotelkette und hat die Herausforderung angenommen, etwas völlig Neues zu starten. Er erzählt auch von Schwierigkeiten mit Behörden, Förderungen für Arbeitnehmer mit Behinderungen zu beantragen oder Auflagen zu erfüllen, aber er stellt sich dieser Aufgabe und hat bereits viel erreicht. Zwischendurch bleibt ein Bewohner der benachbarten Wohngruppe stehen, verwickelt Kerkhoff in ein Gespräch, bis er schließlich von dannen zieht. Was anfangs befremdlich wird, ist schnell zur Gewohnheit geworden: insbesondere das Drehteam zieht die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich, und wir ertappen uns, dass wir selbst zunächst befangen reagieren, als sich Menschen mit Lernschwierigkeiten nähern und uns in ein Gespräch verwickeln, doch schon bald gehört das zur Normalität. Das ist gelebte Inklusion…
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Am Abend machen wir uns ohne das Fernsehteam auf in die Altstadt. Die Parkplatzsuche, wurde uns mitgeteilt, sei in der erklärten Fahrradstadt Münster eine Herausforderung. Spätestens am Wochenende bewahrheitet sich das, jetzt unter der Woche hatten wir Glück, und wir parken direkt am Dom zu Münster, dem Zugang zur Altstadt, wo wir mit einem Freund verabredet sind, der uns die Stadt zeigt.
Der St.-Paulus-Dom hat seitlich einen separaten Eingang für Rollstuhlfahrer. Angenehm an Münster als Fahrradstadt ist, dass die Wege meist ebenerdig sind – was gut für Radfahrer ist, kommt eben oft auch Rollstuhlfahrern (oder Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren, und auch Abendgästen in hochhackigen Schuhen) zu Gute. Nach der Besichtigung des Doms erkunden wir gemeinsam die Altstadt, die im Gegensatz zum Dom im zweiten Weltkrieg weniger verschont wurde. Während nur das Westportal des Doms einen Bombentreffer abbekommen hat, hat es die Altstadt deutlich schlimmer getroffen, und beim Wiederaufbau wurde zwar Wert auf die Fronten gelegt, den rückwärtigen Teilen der Gebäude sieht man aber meist ihre jüngere Geschichte an. Dennoch wirkt die Stadt so sehr alt und historisch.
Wir schlendern über den Prinzipalmarkt und erkunden die Altstadt weiter, bis wir uns schließlich zum Abendessen niederlassen – was in Pandemie-Zeiten gar nicht so ganz einfach war, aber dank Münsteraner Begleitung werden wir schließlich fündig und genießen die westfälische Küche (Vielen Dank, Kai!).
Am nächsten Morgen checken wir nach dem Frühstück aus und verlagern die Dreharbeiten. Der Stadthafen ist das Ziel, das wir uns für den weiteren Dreh ausgesucht haben: bis vor einigen Jahren war der Stadthafen eher eine vernachlässigte Schmuddelecke mitten in der Stadt, nun wird das Areal neu bebaut und avanciert zum Szeneviertel – mit Bars, Cafés und Restaurants. Viele junge Menschen saßen am Vorabend hier auf den Bänken am Hafenbecken, nun am Samstagmorgen ist es etwas leerer, doch die Spuren des Vorabends sind an der Hafenpromenade noch sichtbar. Auf der gegenüberliegenden Seite reihen sich Theater, die Hafenkäserei, Bürokomplexe und Restaurants, zur Mündung hin in die Aa befinden sich noch Baustellen. Heute sind nur wenige Beobachter da, die uns bei den Dreharbeiten zusehen. Wir schlendern das Hafenbecken entlang, betrachten die Gebäude und stellen uns vor, wir wären mitten im bunten Abendtreiben. Doch für lange Gedankenspiele bleibt keine Zeit, der Dreh neigt sich dem Ende zu, und wir sind bald schon wieder auf der Autobahn Richtung Berlin.
Also sitzen wir noch kurz am Hafenbecken und lassen die letzten Tage in Münster Revue passieren. Das Hotel, das uns anfangs verunsichert hat und uns nun wieder verdeutlicht hat, dass auch wir manchmal noch in Schubladen denken. Die angenehme Eigenschaft einer ausgewiesenen Fahrradstadt, auch gleichzeitig recht rollstuhlgerecht zu sein – und tatsächlich haben wir am Prinzipalmarkt sogar Fahrradsperren und geglättete Übergänge für Rollstuhlfahrer über das Kopfsteinpflaster gefunden. Die hübsche Altstadt, die allerdings oftmals nur wortwörtlich “Fassade” ist und gar nicht so wirklich alt. Die Promenade, ein Ringweg, der rund um die Altstadt führt und durch seine laubengang-artige Allee auch ein wenig Regenschutz bietet, der Hafen, das sehr junge Publikum in einer Studentenstadt.
Mit diesen erfreulichen Eindrücken verabschieden wir uns von der Produktion und von der Stadt und treten die Rückreise an. Im Gepäck: Neue Bekanntschaften und ein wenig Lerneffekt, über unseren eigenen Horizont hinauszublicken.
Sendetermin: Die Doku wurde am 18.02. um 19:40 Uhr auf dem Arte-Sendeplatz arte:RE ausgestraht unter dem Titel “Was ist schon normal? Zusammen leben mit und ohne Behinderung” und am 19.02. um 17:35 im ZDF/plan b unter “Total normal. Eine Gesellschaft für alle”. Er ist hier in der ZDF-Mediathek zu finden.
Disclaimer: Die Dreharbeiten fanden während der Pandemie unter Einhaltung der jeweils gültigen Hygienevorschriften statt.