Barcelona zieht Jahr für Jahr unzählige Touristen an. Und das nicht ohne Grund: das Zentrum Kataloniens hat weitaus mehr als “nur” die Bauten von Gaudi zu bieten, auch wenn diese zunächst am imposantesten erscheinen. Die Vielfalt der Stadt macht sie einzigartig – ebenso wie übrigens auch ihre Rollstuhlgerechtigkeit. Einige Tipps.
Wir sind im Herbst für ein verlängertes Wochenende nach Barcelona geflogen, um dem tristen Wetter zu entfliehen und etwas Sonne zu tanken. Mit Vueling (einer spanischen Discount-Airline, die man durchaus kritisch sehen kann angesichts des desolaten Zustands, in dem sich unsere Maschine befand) ging es von Hamburg nach Barcelona. Und dort fällt zunächst auf, wie gigantisch groß dieser Flughafen ist: wer die falsche Richtung zum Gepäckband einschlägt, läuft locker 20 Minuten im Kreis. Natürlich haben wir die falsche Richtung genommen.
Gleich hier der Tipp: vor dem Terminal fahren rollstuhlgerechte Busse, die Aerobusse, vom Airport zur Placa de Catalunya. Nehmt sie, auch wenn der Zeitaufwand etwas höher ist! Überall wurde angepriesen, wie günstig Taxifahren in Barcelona sein soll. Wir konnten das nicht nachvollziehen: dank eines saftigen Flughafen-Zuschlags haben wir für die Fahrt ins Zentrum rund 60 Euro berappt. Unser Hotel möchten wir an dieser Stelle nicht empfehlen – zwar war die Lage gut, der Zustand des Rollstuhl-Zimmers aber wenig zumutbar. Dafür fand sich die rollstuhlgerechte U-Bahn-Station Llacuna in unmittelbarer Nähe, von wo aus die U-Bahn L4 ins Zentrum zu fast allen touristisch relevanten Zielen fuhr. Und an der Rambla del Poblenou finden sich jede Menge spanischer Restaurants und Tapas Bars mit leckerer Paella. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, erreicht zudem in gut 20 Minuten von hier aus das Meer und die Platja del Bogatell. Kurzum: Hotel maximal ausreichend, dafür brauchbares Frühstück und gute Lage. Kommen wir zu den interessanten Zielen vor Ort.
Flohmarkt Encants (Placa de les Gloriès Catalanes)
Ganz in der Nähe des von Weitem aus sichtbaren Torre Agbar, dem markanten Turm, findet sich der größte Flohmarkt von Barcelona. Unter einem weiten, goldfarbenen Dach bieten Händler auf mehreren Etagen ihre Waren an – insbesondere Vintage-Fans kommen hier auf ihre Kosten!
La Sagrada Familia
Beim Betreten des ewig unvollendeten Werkes des genial-wahnsinnigen Baumeisters Gaudi raubt es manchem den Atem. Manchem auch schon vorher, wenn er nicht online Tickets reserviert hat, denn dann ist die Wartezeit oft etwas länger. Es empfiehlt sich also, schon vor Urlaubsantritt für Eintrittskarten zu sorgen. Obwohl ein Fahrstuhl in den Glockenturm vorhanden ist, ist dieser übrigens aus Brandschutzgründen für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Das ist aber nicht schlimm, denn es gibt andere Aussichtspunkte, zu denen wir noch kommen. Genießen wir zunächst dieses unglaubliche Bauwerk mit einem einzigartigen Farbenspiel im Licht, den beachtlichen (und tatsächlich mathematisch erklärbaren) Formen und gehen etwas in uns.
Park Güell
Antoni Gaudi liebte Zeit seines Lebens die Extreme. Und so ist es kaum verwunderlich, dass der Weg zur einstigen Resistent Gaudis im Park Güell, den er zur Jahrhundertwende errichten ließ, beschwerlich ist: wirklich steil geht es bergauf, kräftige Schieber sind hier von deutlichem Vorteil. Der unten gelegene Teil des Parkes ist ebenfalls kostenpflichtig und mit Wartezeiten verbunden – schlicht, um der Touristenströme Herr zu werden. Wer darauf verzichten mag, kann den kostenlosen, aber ebenfalls sehr steilen Weg wählen, der um den Park herum führt – und natürlich über ihn. Belohnt werden die Mühen aber mit einem atemberaubenden Ausblick über Barcelona, den Hausberg Montjuic und das Meer.
Mercat de la Boqueria
Für alle Freunde der Kulinarik ist diese Markthalle an der La Rambla ein echtes Muss: unter einem gigantischen Dach preisen an mehr als 300 Ständen Händler ihre Waren an: frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Süßigkeiten, frischen Fisch und vieles mehr. Sonntags ist geschlossen, besser unter der Woche am Vormittag vorbeikommen und Zeit einplanen. Ein solides Budget ist für diesen Ausflug sinnvoll, denn die Waren sind qualitativ top, haben dafür aber auch ihren Preis – und es ist kaum möglich, hier durchzuschlendern, ohne den Verlockungen zu erliegen. Und natürlich gilt hier wie in allen Menschenmengen: Vorsicht vor Taschendieben…
La Rambla
Die vermutlich bekannteste Einkaufs- und Flaniermeile von Barcelona ist ein Muss. Sie lässt sich allerdings auch kaum umgehen, will man sich im Stadtzentrum umsehen. Neben Geschäften aller Preisklassen tummeln sich hier auch Straßenkünstler und jede Menge Cafés und Restaurants. Die “Rambla” beginnt an der Placa de la Catalunya und führt schnurstracks in den Hafen.
Port Vell
Der alte Hafen von Barcelona bringt Besucher endgültig in mediterrane Stimmung. Mit dem bekannten W-Hotel direkt am Strand, das die Skyline der Stadt nachhaltig prägt, den zahlreichen Yachten und nicht zuletzt der für manuelle Rollstühle geeigneten Seilbahn auf den Montjuic gibt sie ein großartiges Bild ab. Zwischendurch finden hier auch Jahrmärkte statt, und an allen Ecken gibt es Cafés, die zum Pausieren und Beobachten einladen.
Font Magica
Die Font Magica, “magischer Brunnen”, gehört inzwischen ebenfalls zu den Wahrzeichen Barcelonas und ist ein Muss auf der Todo-Liste eines Barcelona-Besuchers. Der Brunnen an der Placa d’Espanya spielt abends zu unterschiedlichen Zeiten (Achtung, vorab Zeiten googlen – sonst kann der Weg umsonst gewesen sein!) unter einzigartiger Kulisse eigene Symphonien aus farbiger Beleuchtung, pulsierenden Fontänen und dazu passender Musik. Es empfiehlt sich, hier frühzeitig ein Plätzchen zu reservieren und gegebenenfalls etwas Wegzehrung mitzubringen, denn die Versorgung vor Ort ist eher mäßig – und kostspielig.
Rollstuhlgerechtigkeit
Etwas, was uns an Barcelona von Anfang an fasziniert hat, ist die Barrierefreiheit der Stadt. An den meisten Sehenswürdigkeiten gibt es, sofern nötig, einen gesonderten ebenerdigen Zugang, wenn sie nicht ohnehin schon zugänglich sind. Am Hafen ist ein asphaltierter Streifen für Rollstuhlfahrer über das Kopfsteinpflaster gezogen, und viele der U-Bahnhöfe verfügen über einen Fahrstuhl. Welche das sind, erfährt man direkt bei Google Maps in der jeweiligen Haltestellen-Info oder direkt bei der Betreibergesellschaft TMB.