Es ist Urlaubssaison! Höchste Zeit also, wieder einmal die Welt zu erkunden. Nach langer Abwägung, wohin es diesmal gehen soll, haben wir uns dann schließlich für ein bereits seit langem anvisiertes Reiseziel entschieden: Sizilien, die italienische Insel an der Spitze des charakteristischen “Stiefels”, sollte es werden. Und nachdem sich nur sehr spärliche Informationen finden ließen, wie rollstuhlgerecht Sizilien denn nun ist, haben wir beschlossen, es selbst herauszufinden. Es folgt also ein weiterer Rollstuhl-Reisebericht: wie rollstuhlgerecht ist Sizilien?
Unser Ziel: Die sizilianische Ostküste rings um Syrakus. Dabei muss bedacht werden, dass weite Teile dieser Region einst im 17. Jahrhundert von einem gigantischen Erdbeben in Schutt und Asche gelegt wurden. Sie wurden auch an Ort und Stelle wieder aufgebaut, vielleicht auch, um der ständigen Bedrohung durch den noch immer aktiven Vulkan Ätna zu trotzen. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass viele Städte komplett im barocken Baustil errichtet wurden – ein verwunderliches Bild.Barrierefreiheit auf Sizilien
Anders als in Frankreich ist in Italien keine gesetzliche Fristsetzung bis zur Erlangung eines bestimmten Grades an Zugänglichkeit vorgesehen – zumindest konnten wir im Zuge unserer Recherchen zwar ein 2001 überarbeitetes Gesetz über bauliche Barrierefreiheit im öffentlichen und privaten Raum finden, trotz Bemühungen aber keine solche Frist darin entdecken. Insgesamt ist auch unser Gesamteindruck von den Fortschritten durchwachsen, denn tatsächlich sind viele Bestrebungen erkennbar, oft an sehr unerwarteten Stellen Gebäude oder Gebiete auch für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen, an anderen Stellen aber hingegen auch wieder nicht. Zugute kommt Rollstuhlfahrern hier allerdings, dass in Italien gefühlt sehr viel weniger Senioren als hierzulande in Pflegeeinrichtungen leben, sondern zu Hause bei der Familie ihren Lebensabend verbringen und auch am Gemeinschaftsleben teilhaben, wodurch sich manch eher unerwartete barrierefreie Stelle erklären lässt. Ganz ohne Hindernisse läuft es aber fast nirgends ab.
Behindertenparkplätze in Italien
Der blaue Parkausweis nach dem europäischen Modell besitzt auch in Italien Gültigkeit. Er berechtigt dort zum Parken auf allgemeinen Behindertenparkplätzen (Achtung, Parkgebühren können unter Umständen dennoch nötig sein) und in einigen Bereichen zum Befahren von Fußgängerzonen, soweit an der Einfahrt eine Ausnahmegenehmigung vermerkt ist (meist ein gelbes Rollstuhl-Symbol). Viele der Parkplätze sind aber nummeriert und dürfen nur vom Inhaber des jeweiligen Ausweises genutzt werden, die Zahl der allgemeinen Parkplätze ist eher überschaubar.
Behinderten-Toiletten
Auch hier ist es so, dass oft an Orten, wo man eine behindertengerechte Toilette erwarten würde, keine solche Örtlichkeit vorhanden ist – dagegen stolpert man bisweilen an völlig unerwarteten Plätzen darüber. Sofern vorhanden, war der Zustand der Rollstuhltoiletten meist recht ordentlich. Euroschlüssel haben wir dagegen nirgends entdecken können.
Ausweisung rollstuhlgerechter Einrichtungen
Eines der schwierigsten Unterfangen ist es, tatsächlich rollstuhlgerechte Einrichtungen ausfindig zu machen. Zunächst wird man bei der Recherche von einer Vielzahl davon überrascht, bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass Italiener mit dem Rollstuhlsymbol offenbar recht großzügig umgehen. So waren wir davon überrascht, an den Straßen mehrere Wegweiser zu Zugangsstellen zum Meer mit Rollstuhlsymbol vorzufinden – doch dort angekommen, zeigte sich, dass der Zugang zum Wasser hier bei Weitem nicht gesichert war. Andere Einrichtungen, die tatsächlich rollstuhlgerecht sind, sind wiederum teilweise eben nicht ausgeschildert. Es bedarf also einer gewissen Ausdauer und einer Prise Humor, mit ausreichend Hartnäckigkeit finden sich aber doch immer wieder nutzbare Einrichtungen.
Ankunft am Flughafen Catania
Positiv verliefen unser Flug inklusive Boarding und Unboarding: Am Flughafen Catania-Fontanarossa ging es mittels Ambulift zusammen mit einer ganzen Gruppe von Senioren und Rollstuhlfahrern aus dem Flugzeug zum Ankunftsterminal, wo wir direkt zum Baggage Claim, der Gepäckverteilstation, eskortiert wurden. Es folgte die längste Wartezeit, die wir je am Baggage Claim verbracht haben: eine geschlagene Dreiviertelstunde sahen wir dem Band zu, wie sich minutenlang die selben zehn Koffer einsam im Kreis drehten, alle paar Minuten wurden etwa fünf weitere Koffer aufs Band geworden. Unsere Maschine war mit 200 Fluggästen voll besetzt, die großteils etwas ratlos dastanden und wie wir nicht wussten, wo unser Gepäck geblieben war. Irgendwann tauchten dann am Horizont doch unsere Koffer auf, und wir machten uns auf den Weg zur Mietwagenstation. Der Weg dorthin ist relativ unübersichtlich und weit, knappe 500 Meter legte ich mit Rollstuhl und zwei Reisekoffern zurück – am Eingang zum Mietwagenterminal war aber erfreulicherweise sogar eine Rampe verbaut. Weniger erfreulich verlief anschließend der Weg über den Parkplatz zum gebuchten Auto: Rasenpflaster ist der erklärte Feind aller Rollstuhl-Lenkrollen, die freudig in jede einzelne Vertiefung springen. Die Laufrolle unseres Reisekoffers verhielt sich ähnlich, gab dabei aber sogar den Geist auf und endete als Reparaturfall. Insgesamt waren unsere Erlebnisse so also durchwachsen, aber immerhin waren die meisten Bereiche völlig barrierefrei, und selbst das Mietwagen-Terminal war mit einem Rollstuhl-WC ausgestattet.
Die Unterkunft
Kommen wir nun zu einem etwas zweischneidigen Schwert. Wer auf italienischen Seiten nach rollstuhlgerechten Parametern sucht, wird überrascht sein über die hohe Anzahl an Ergebnissen, seien es Unterkünfte, Einrichtungen oder sonstiges. Wir mussten die Erfahrung machen, dass “rollstuhlgerecht” zumindest in unserer Region recht großzügig interpretiert wird. Tatsächlich fanden wir in unserer Unterkunft nahe Siracusa Stufen, die dort eigentlich nicht hätten sein dürfen – weshalb wir sie an dieser Stelle auch nicht weiterempfehlen können, sehr zu unserem Bedauern. Denn die Anlage selbst war traumhaft schön und liebevoll ausgestattet, die Betreiber waren unglaublich “simpatico” und sehr engagiert, und letztlich haben uns die beiden Stufen nicht weiter gestört – aber das Label “rollstuhlgerecht” war hier leider nicht angebracht. UNSER TIPP DAHER: In Suchmaschinen nicht darauf verlassen, sondern immer auch auf Bilder bestehen, insbesondere von Eingängen oder Badezimmern, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben!
Die Städte
Trotz der begrenzten Urlaubstage haben wir uns auf den Weg gemacht, um neben Strandurlaub auch einige sizilianische Städte zu bestaunen. Neben Siracusa mit seiner wunderschönen Altstadt Ortigia haben wir auch Noto, Taormina, Ragusa, Modica, Scicli und einige andere sizilianische Städte (und Dörfer) erkundet. Auf einige davon möchte wir im Besonderen eingehen:
Siracusa – Ortigia
Ortigia ist die historische Altstadt von Siracusa (Syrakus), gelegen auf der gleichnamigen Halbinsel. Sie war einst von Korinthern besiedelt und umfasste eine große Festung – und ist dafür erstaunlich rollstuhlgerecht. Hier finden sich die meisten Sehenswürdigkeiten von Siracusa, und trotz ihrer Vergangenheit ist Ortigia (von recht kräftigen Steigungen abgesehen) gut befahrbar: das alte Pflaster ist eben, einige alte Gebäude wie die Chiesa di Santa Lucia alla badia sind mit Rampen ausgestattet. Wer nahe des Festlands in einer der unteren Gassen einen Parkplatz findet, kann am Apollo-Tempel vorbei über die Fontana di Artemide, den Dom von Siracusa an der herrlich weiten Piazza zur sagenumwobenen Aretusa-Quelle, der Fonte Aretusa direkt am Meer, flanieren. Am anderen Ende von Siracusa finden sich die Ausgrabungsstätten und das griechische Theater, der Parco Archeologico Neapolis und das Teatro Greco. Beides ist für Rollstuhlfahrer teilweise zugänglich, aber Vorsicht, hier lauert eine Touristenfalle: Wer die erste Straße nimmt, der wird sofort auf kostenpflichtige Parkplätze gelotst, die nicht nur recht weit von den Zielen entfernt sind, sondern noch wesentlich weiter vom Ticket-Verkauf! Besser also direkt die Via Francesco Saverio Cavallari nehmen – dort oben nahe des Ticket-Verkaufs finden sich auch einige der raren Rollstuhl-Parkplätze. Übrigens: der Eintritt in Ausgrabungsstätte und Teatro Greco ist für Rollstuhlfahrer und ihren Begleiter frei – Tickets gibt es völlig selbstverständlich kostenlos! Ein Tipp für kleine und große Naschkatzen: Die Gelateria Fiordilatte bietet nicht nur leckere und ausgefallene Eiskreationen, sondern ist auch noch rollstuhlgerecht! (Fiordilatte bei Wheelmap.org)
Noto
Noto ist eine uralte Stadt mitten in den Hängen. Entsprechend steil winden sich die Straßen durch das Örtchen den Hang hinauf und hinunter. Der Parkraum im hoch gelegenen Teil der Altstadt ist wahnsinnig knapp und beengt, im unteren Teil finden sich aber teilweise sogar Parkplätze für Rollstuhlfahrer, von denen aus die Altstadt zumindest teilweise erkundet werden kann. Durch das Stadttor eröffnet sich ein spannender Blick über die Flaniermeile von Noto, das von sizilianischem Barock geprägt wurde – wie so viele Orte im Osten von Sizilien. Einst hatte der Etna durch einen heftigen Ausbruch den gesamten Osten der Insel in Schutt und Asche gelegt, und als Zeichen ihres Trotzes bauten die damaligen Sizilianer ihre Städte meist aus Vulkangestein wieder auf – im damaligen Epochenstil, dem Barock. Von einem Kirchturm aus (der allerdings nur für Besucher bezwingbar ist, die gut zu Fuß und möglichst frei von Höhenangst sind) bietet sich ein spektakulärer Blick über die Dächer von Noto und das Umland bis auf das Meer. Abkühlung bietet in der oft brütend heißen Stadt die typisch sizilianische Granita, eine Art Wassereis zum Löffeln und Trinken mit verschiedenen Geschmacksrichtungen von erfrischender Zitrone bis zu Mandeln. A propos Mandeln: auch das ist eine typische Spezialität von Noto, das von den gleichnamigen Gewächsen (Nuss) seinen Namen erhalten hat. Wer an einem Marktstand frische Mandeln aus Noto ergattern kann, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen – der Geschmacksunterschied zu herkömmlichen, meist älteren Mandeln aus dem Handel ist unglaublich! Etwas abseits von Noto liegt der Friedhof, der aufgrund seiner bloßen Größe mehr als sehenswert ist: Urnengräber und Familiengruften, soweit das Auge reicht – und meist aus weißem Stein, der in der hochstehenden Mittagssonne so gleißend blendet, dass eine Besichtigung ohne Sonnenbrille fast unmöglich ist. Leider ist er für Rollstuhlfahrer nur teilweise und recht mühsam zu begehen.
Taormina
Taormina ist eine antike Stadt im Nordosten Siziliens, knapp 40 Kilometer südlich von Messina mit Blick auf das Meer und das gegenüberliegende italienische Festland mit Reggio Calabria. Mitten in den Hang gebaut, präsentiert sich das idyllische, aber von Tourismus geprägte Städtchen mit dem herrlichen Ausblick und dem faszinierenden Flair auch als sehr steil. Zudem ist die Altstadt verkehrsberuhigt – Durchfahrt ist hier nicht machbar. In den Seitensträßchen finden sich allerdings auch immer wieder Rollstuhl-Parkplätze. Alternativ können Besucher auch unten an der Promenade parken und die Seilbahn in die Altstadt nutzen (mit rollstuhlgerechtem Zugang!). Wunderschöne Ausblicke finden sich an vielen Ecken: im Teatro Antico, das einen spektakulären Blick über das Land, das Meer und den Etna als Kulisse für die dortigen Aufführungen bietet (der Eintritt zur Besichtigung ist für Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen übrigens kostenlos, weil die Ränge nicht zugänglich sind – eine erstaunlich gepflegte Toilette eigens für Rollstuhlfahrer ist auch vorhanden), an den Aussichtspunkten des Corso Umberto beispielsweise an der Piazza Ciampoli, und vielen mehr. Die ganze Stadt ist völlig auf Touristen ausgelegt und sehr freundlich, das Kunsthandwerk dominiert das Straßenbild. Die verwinkelten engen Seitengassen bergen immer wieder kleine exklusive Boutiquen, Restaurants und vieles mehr. Vorsicht nur: bei allem Staunen sollte nie vergessen werden, dass Strecken, die man auf Ausflügen bergab entlangschlendert, irgendwann auch wieder bergauf führen. Und das kann in Taormina durchaus kräftezehrend werden. Die Ausblicke und das Flair des Städtchens, das schon Dichterfürst Goethe bereist hat, entschädigen aber für die Mühen!
Modica bassa
Modica gehört zu den größeren Städten Siziliens. Ihre Hanglage sorgt insbesondere im höher gelegenen Teil Modica alta für unzählige Treppen, steile Wege und verwinkelte enge Gassen. Rollstuhlfahrer kommen hier selbst mit kräftigen Begleitern recht leicht an ihre Grenzen, dennoch lohnt ein Ausflug auch hierher. Etwas ebener geht es im unten liegenden Teil Modica bassa zu: hier am Fuß der Stadt finden sich einige der kleinen Manufakturen, in denen die berühmte Schokolade aus Modica hergestellt wird – kalt, ohne Erhitzung. Dadurch weist die Schokolade eine krümelige Struktur auf und schmeckt ungewohnt stark nach Kakao. Ein kleiner weiterer Vorteil: sie schmilzt nicht. Selbst in der teils extremen sizilianischen Mittagssonne kann sie bedenkenlos transportiert werden. Die Architektur in Modica ist größtenteils vom Spätbarock geprägt und bietet wunderschöne Ausblicke! Und wer anschließend Richtung Küste weiterfährt, sollte dabei auch auf jeden Fall einen Blick auf Ragusa liegen, das bereits mehrmals als Kulisse für Hollywood-Produktionen dienen durfte und mit seiner Lage am Hang ein besonderes Bild abgibt!
Strände an der Ostküste Siziliens
Auf Sizilien finden sich Strände, die optisch teilweise tatsächlich an die Karibik erinnern – wie das Titelfoto dieses Reiseberichts beweist. Leider gibt es bislang kein Verzeichnis über barrierefreie Strände auf Sizilien. Die Suche erweist sich daher immer wieder als Glücksspiel. Wir haben einige Strände zwischen Siracusa und Pachino getestet.
Lido di Noto
Ein breiter Strandabschnitt, wo ein wenig Sucharbeit vonnöten ist, um eine Rampe von der Straße zum Strand zu finden – die meisten Zugänge sind mit Treppen versehen. Unterhalb dieser Rampe (deren Ende etwas abenteuerlich ist, Hilfe von einer Begleitperson ist dabei zwingend erforderlich!) schließt sich ein Weg aus Kunststoffmatten Richtung Wasser an, der allerdings auf etwa der halben Strecke endet. Wer sich nur ein wenig sonnen möchte, ist damit gut bedient. Einen Zugang zum Wasser gibt es allerdings nicht für Rollstuhlfahrer.
Isola delle Correnti
Über einen kleinen Sandweg lässt sich zu einem nicht ausgewiesenen Parkplatz fahren. Von dort führt ein Holzsteg mit anschließenden Kunststoffmatten vom Parkplatz durch die Dünen zu einer kleinen Strandbar, an der auch Liegestühle gemietet werden können. Zugang zum Wasser gibt es nicht, die Strandbar befindet sich aber nur etwa 15 Meter vom Wasser entfernt. Die Besonderheit: an der Isola delle Correnti treffen das Mittelmeer und das Ionische Meer zusammen, und die winzige Landzunge, auf der die Strandbar liegt, ist von beiden Seiten von Wasser umgeben. Man blickt also nach rechts und nach links und blickt dabei auf zwei verschiedene Meere! (Wheelmap-Link)
Spaggia del Gelsominito
Ein Traumstrand! Azurblaues Wasser, feiner Sand – wer unter Einheimischen am Strand liegen möchte, ist hier richtig. Die schlechte Nachricht: Er ist nur für Rollstuhlfahrer mit geübten Schiebern zugänglich. Leider gibt es hier keine Matten, keine Hilfen – sondern nur Sand. Wer aber in der Lage ist, dies irgendwie zu bewältigen, sollte sich dieses kleine Paradies auf keinen Fall entgehen lassen! Etwas versteckt geht von der Straße ein kleiner Weg ab, der durch eine Unterführung unterhalb der Straße durchführt. Dahinter findet sich ein Kassenhäuschen, an dem Autofahrer zehn Euro ärmer werden. Dafür gibt es auf dem wunderschönen Parkplatz direkt hinter dem Sandstrand mehrere Imbiss- und Eisstände, Toiletten und sogar Duschen. Der Blick über den Strand entschädigt für jede Mühen und das Geld – definitiv! (Wheelmap-Link)
Lido di Fontane Bianche
Die wohl größte Überraschung. Ein hübscher Strand, reichlich besucht, von Touristen, Einheimischen und Händlern bevölkert in einer geschützten Bucht. Bei unseren ersten Besuchen war die Enttäuschung groß, hier keine Strandmatten vorzufinden, dafür hatten wir (das Durchfahrtsverbot ignorierend) einen Parkplatz am Ende des Strandes entdeckt, von dem aus wir direkt zum Strand durchkamen. Ausgerechnet beim letzten Besuch mussten wir allerdings auf ein kleines Parkhaus neben dem medizinischen Zentrum ausweichen – und was erblicken wir beim Parkwächter an der Einfahrt? Einen Strandrollstuhl! Zwar ein etwas betagteres Modell, aber egal – wir fragten und konnten ihn (offenbar völlig selbstverständlich) kostenlos ausleihen, ohne Ausweis, Pfand, sonst etwas! Von dort ist der Weg zum Strand zwar abenteuerlich, dafür gibt es so aber sogar Zugang zum Wasser. Großartig! Trotz anschließender Recherchen mussten wir feststellen, dass dieses Angebot offenbar wirklich nirgends beworben wird – weder im Internet noch auf Schildern. Sizilien ist, wie schon eingangs erwähnt, doch immer wieder für Überraschungen gut. Ein guter Platz zum Sonnen und Baden ist übrigens gleich links von der Strandbar – zum einen führt dort eine Straße vom Parkhaus aus, zum anderen ist in der sizilianischen Hitze eine ständige Nachschubquelle für Getränke und Granita in unmittelbarer Nähe sehr empfehlenswert. (Wheelmap-Link zum Parkhaus mit Leih-Strandrollstuhl)
Fazit
Die sizilianische Ostküste ist für Rollstuhlfahrer mit einigen Herausforderungen verbunden, wenn man die Insel aktiv erkunden möchte. Gerade in den kleinen Dörfern gehören aktive Rollstuhlfahrer auch offenbar nicht zum alltäglichen Straßenbild und werden oft sehr erstaunt (aber stets hilfsbereit!) wahrgenommen. Wer in Cassibile beim örtlichen Fischer (Pesce Fresco da Gino auf Wheelmap) auf seine frisch zubereitete Pasta frutti di mare wartet, wird vom einen oder anderen neugierig-überrascht beäugt. Gerade in den traditionelleren ländlichen Gegenden Italiens ist Inklusion noch ein sehr weites Ziel, was umso verwunderlicher ist, als dass die meisten italienischen Familien eher selten ihre Senioren in Pflegeheime geben, sondern zu Hause pflegen bis ins hohe Alter. Den zahlreichen Hindernissen steht aber die schon beinahe überschwängliche Herzlichkeit der Sizilianer (und ihr Stolz, den man besser nie verletzten sollte!) entgegen. Landschaftlich ist die Küste unglaublich abwechslungsreich, der Reichtum der Insel an Oliven, Zitrusfrüchten und Melonen zeigt sich allgegenwärtig in unfassbar großen Plantagen. Der Ätna bildet einen manchmal unwirklichen Kontrast zur pittoresken Küste, insbesondere durch seine stets brodelnde Aktivität, die das Leben auf der Insel schon mehrmals nahezu vollständig ausgelöscht hat, aber gerade dem Boden seine Fruchtbarkeit verleiht. Für aktive Rollstuhlfahrer, die Küste, Meer und wilde Landschaften ebenso lieben wie mediterrane Köstlichkeiten und südeuropäisches Temperament, ist Sizilien aber zumindest in Begleitung eine unbedingte Reiseempfehlung! Wir werden bestimmt wiederkommen…
Link: Alle Bilder vom Urlaub auf Sizilien auf Flickr.com
Link: Sicilia Tourismus (auf deutsch umstellen)