Transparenz-Hinweis
Diese Reise wurde privat finanziert. Alle unsere Artikel spiegeln davon unabhängig grundsätzlich unsere eigene Erfahrung und Meinung wieder.
Früh am Morgen verlassen wir unseren Wohnwagen, der bei Adinas Oma in der Mecklenburgischen Seenplatte steht, und fahren Richtung Plau am See. Als wir über die kleine Klappbrücke über die Metow fahren und rechts zum gleichnamigen Ferienpark abbiegen, ist es noch kühl, die Sonne bricht nur gelegentlich durch die Wolkendecke. Aber wir wollen endlich räuchern lernen, und stellen das Auto ab.
Plau am See: Idyllische Altstadt und Touristenmagnet
Die Räucherhütte hätten wir eigentlich sehen können. Aber es ist noch früh, ein Kaffee war zu wenig, und so fragen wir erst in der Anmeldung des Ferienparks nach, der sehr neu, gepflegt und ebenerdig vor uns liegt. “Da vorne, wo es schon räuchert!” bekomme ich als Antwort, drehe mich um und sehe Rauch aus einem Schornstein an einer Hütte neben der Fischerhütte aufsteigen. Der Sous-Chef des Restaurants Fischerhütte, Peter Pattusch, begrüßt uns nordisch mit deutlichem Mecklenburger Einschlag. Zusammen mit fünf anderen Teilnehmern lernen wir heute räuchern, was in der Seenplatte quasi Pflichtfach ist. Kein Wunder, die meisten Leute besitzen hier mehr Boote und Angeln als Autos. Peter macht uns auch gleich deutlich, dass das hier kein Frontalunterricht wird. Wir kochen und räuchern, er führt Aufsicht. Das mise en place umfasst Forellen, Saiblinge, Welsfilets, Lachsfilets, Entrecote, Gambas und einiges mehr. Peter wirft noch einen Arm voll Holz in den Ofen und legt los. An einer Tonne, die unscheinbar am Wegesrand vor sich hin raucht, zeigt er den Kalträuchervorgang. Hier wird nichts gegart, tatsächlich ist die Tonne nur vom Sonnenlicht warm, das gelegentlich durch die Wolkendecke hervorblitzt. Aber das Entrecote, das bereits seit einer Stunde darin herumliegt, freut sich scheinbar darüber. Die anfängliche Sorge, etwas falsch zu machen, nimmt uns Peter.
Alles, was ich kann, muss ich schon mindestens einmal falsch gemacht haben, sonst könnte ich es nicht.
Auf dem Gelände stehen noch viele weitere Räucher- und Grillutensilien. Der Smoker, eine Feuerschale, ein Kugelgrill, und die Räucherhütte selbst verfügt über mehrere Räucheröfen und einen Holzofen. Also teilen wir uns auf. Die ganzen Fische, die über Nacht in Salzlake lagen, kommen auf Haken und wandern in den Schrank. Währenddessen landet ein Lachsfilet auf dem Flammbrett und macht es sich an der Feuerschale gemütlich, und der Smoker bekommt langsam Hitze. Dort nimmt das zweite Entrecote Platz und bekommt Gesellschaft von Lachspießen mit Bacon und Kartoffeln, zwischendurch auch Gambas, später vom zweiten Entrecote aus dem Kalträucherofen. Schnell noch ein Brotteig angesetzt und immer wieder Kostproben gefuttert. Am Ende hat kaum noch jemand Hunger. Als es ans Filetieren der Forellen geht, zeigt Peter eindrucksvoll, was sein Handwerk ist. Alle anderen maulen über sein Messer, was Peter belustigt mit seinem perfekten Filet in der Hand quittiert. Messer sind nunmal Gewohnheitssache, da nimmt sich Timo als ambitionierter Hobbykoch nicht aus, der ebenfalls an Peters Klingen scheitert…
Am Ende der unterhaltsamen Zeit nehmen wir Platz, während Peter auf einem Brett die Kostbarkeiten arrangiert, die wir hier gemeinsam gekocht, gegrillt, gebacken und geräuchert haben. Kulinarisch sind wir uns alle einig, und auch sonst begeistert: Peter hat einen großartigen Job gemacht und uns in wenigen Stunden ganz ohne erhobenen Zeigefinger kreativ gezeigt, wie Räuchern geht. Er ist einer jener Jungköche, die einfach Lust auf Kochen und geiles Essen haben, ohne Schnörkel und Kopf. Adinas Rollstuhl hat er nur kurz am Rande kommentiert: “Wenn ihr irgendwie Hilfe braucht, sagt einfach Bescheid.” Das war alles. Ist auch gar nicht nötig, denn das Gelände ist schwellenfrei, bis auf etwas Kopfsteinpflaster vor der Hütte. Und das sind wir nun mehr als gewohnt.
Wir sind mehr als zufrieden, der vierstündige Kurs hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Voller Inspirationen und Tatendrang sagen wir: Danke, Peter, für diesen tollen Kurs!
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Rollstuhlfreundlicher Ferienpark
Nach der Verabschiedung und mit Räucherpass und einem geräucherten Saibling bewaffnet machen wir noch einen Abstecher zur Rezeption, um uns nach der Barrierefreiheit zu erkundigen. Der Park ist rollstuhlfreundlich konzipiert, nur wenige ältere Appartements haben noch Stufen an den Duschen, bei rechtzeitiger Buchung ist das aber kein Problem. Alles ist ebenerdig oder per Fahrstuhl zu erreichen, und es gibt in Plau am See mehrere Initiativen, um die Stadt barrierefreier zu gestalten. Selbst rollstuhlgerechte Segelboote gibt es hier, Ausflugsdampfer, und einiges mehr. Wir nehmen uns vor, der Stadt bei Gelegenheit wieder einmal einen Besuch abzustatten, schließlich liegt sie nur etwa 70 Kilometer von unserem Mecklenburgischen Stützpunkt, dem “kleinen Lord”, entfernt.
Der Ferienpark “An der Metow”, der am gleichnamigen Fluss liegt, einer Erweiterung der Elde hin zum Plauer See mit dem Stadthafen, ist vergleichsweise neu. Erst nach der Wende entstand er Stück um Stück bis hin zum heutigen Park mit mehreren Appartementhäusern, Sauna und SPA, dem Fischrestaurant “Fischerhütte”, das vom ältesten Sohn der Gründer geleitet wird, dem Café-Pavillon, und eben der Räucherhütte. Alles wirkt neu und liebevoll gepflegt, Fischteiche zieren das Gelände direkt am Hafen. Einzig die Wäsche einiger Gäste wird nach dem Räucherkurs wohl einen zweiten Waschgang benötigen…
Antiquitäten und Entspannung: Das Antik-Café
Vor dem Ortseingang liegt linkerhand ein großes Haus: “Antik-Speicher” prangt in großen Lettern daran. Wir machen hier Halt, denn sowohl Antiquitäten sind für uns spannend, als auch das darin befindliche Café im ebenso rustikalen Ambiente. Vom Parkplatz gibt es über die Terrasse des Antik-Cafés einen ebenerdigen Zugang zum Antik-Speicher, und auch ein Rollstuhl-WC befindet sich hier. Der Laden ist bis unters Dach vollgestopft mit unterschiedlichsten Antiquitäten, doch wir können uns hindurchmanövrieren. Die Ausstellung im Dachgeschoss ist freilich unerreichbar mit Rollstuhl, wir begnügen uns aber mit dem Erdgeschoss und lassen uns anschließend im Café nieder, obwohl wir vom Räucherkurs noch pappsatt sind. Anschließend treten wir bei Kaiserwetter die Rückfahrt ins zwei Stunden entfernte Berlin an.
Fazit
Obwohl es fast im heimatlichen Gebiet liegt, war Plau am See bislang ein weißer Fleck auf unserer Landkarte, obwohl es wunderschön westlich der Müritz gelegen ist und eine traumhafte Altstadt sowie zahllose Ausflugsmöglichkeiten bietet. Ein Plus sind die Bestrebungen der Stadt, sich rollstuhlfreundlich zu gestalten, was sicherlich auch den dortigen Reha-Zentren mit zu verdanken ist. Der Ferienpark und der Räucherkurs sind mehr als empfehlenswert. Und: wir kommen wieder. Bis bald!