Friedrichstadt-Palast Berlin bei Nacht

Titelfoto: Soenne / Friedrichstadt-Palast Berlin

Die Dunkelheit im Saal wird jäh von gleißendem Licht durchbrochen. Mit einem furiosen Auftakt beginnt THE ONE Grand Show, eine Revue, die ausgerechnet in einem alten Revue-Theater handelt. Der Hauptdarsteller, gespielt von Roman Lob, erwacht nach einer wohl recht heftigen Underground-Party in jenem Theater und durchlebt unterschiedliche Stationen des Theaters zu seinen besten Zeiten. Die frühere Theaterdirektorin spielt dabei eine weitere tragende Rolle, und in den einzelnen Träumen des Partygastes, bei denen Realität und Vergangenheit in einem schillernden Mix verschwimmen, entwickelt sich die Sehnsucht nach dem einen Menschen, nach dem viele Menschen ihr ganzes Leben auf der Suche sind. 

Das rund zweistündige Stück hat uns von Anfang an gefesselt und keine Sekunde lang gelangweilt. Das liegt zum einen an den rund 500 schillernden, surreal anmutenden Kostümen, mit denen sich Stardesigner Jean-Paul Gaultier einen Lebenstraum erfüllt hat – er wollte nach eigenen Aussagen schon immer einmal Kostüme für ein Revue-Theater designen -, an der Lichtführung, an der Musik zwischen Pop und Rock, bei deren Komposition weithin bekannte Musiker wie Gregor Meyle und KT Tunstall mitgewirkt haben, und an den unterschiedlichen atemberaubenden Akrobatik-Einlagen von verschiedenen internationalen Künstlern und Ensembles. Für eine Revue typisch gibt es keine Story, sondern eine Verkettung unterschiedlichster Geschichten, die von einem roten Faden, nämlich dem Theaterbesucher mit seinen Träumen, miteinander verknüpft werden.

Aber schon vor Beginn der Revue wurden wir angenehm überrascht. Der Service für Menschen mit Behinderungen – insgesamt haben wir sechs Rollstuhlfahrer und mehrere gehbehinderte Besucher gezählt – ist im Berliner Friedrichstadt-Palast vorbildlich organisiert. Schon auf der Webseite erfahren Besucher alles Wissenswerte rund um ihren Besuch. Zum Beispiel, dass am rollstuhlgerechten Seiteneingang in der Johannisstraße ein Parkplatz für Rollstuhlfahrer reserviert werden kann. Dass Rollstuhlfahrer über eine Klingel an jenem Seiteneingang ins Gebäude gelangen (bei unserem Besuch stand aber schon ein Servicemitarbeiter, der uns über den Abend hinweg zur Seite stand, am Eingang bereit), dass Karten im Parkett zu günstigen Konditionen inklusive Freikarten für Begleitpersonen verfügbar sind. Aber wer das nötige Kleingeld parat hält und ein besonderes Erlebnis wünscht, kann auch Plätze in der Wall Sky Lounge buchen und dort im Rollstuhl sitzen bleiben oder auch umsitzen.

Wir wurden also auf den Parkplatz gelotst, direkt empfangen und nach einem kurzen Aufenthalt im Foyer, wo uns auch die Möglichkeit zur Reservierung eines Tisches für die Spielpause angeboten wurde, durch einen seitlichen Bühneneingang zu unseren Plätzen gebracht. Diese fanden sich zwar an der linken Seite, haben aber dennoch einen hervorragenden Blick auf die Bühne geboten – anders als bei anderen Spielstätten, wo der Blick von den Seitenrängen aus teilweise eingeschränkt ist. Eine rollstuhlgerechte Toilette findet sich ebenfalls direkt im Seiteneingang, sodass dem entspannten Abend nichts im Wege steht. Auch ohne eigenes Auto ist die Anreise dank der zentralen Lage in der Berliner Friedrichstraße übrigens auch für Rollstuhlfahrer problemlos möglich: in unmittelbarer Nähe befinden sich der U-Bahnhof Oranienburger Tor, der S-Bahnhof Friedrichstraße (Achtung, hier gibt es oftmals defekte Fahrstühle – vorab unbedingt auf BrokenLifts.org oder in der VBB Fahrinfo die Betriebszustände checken!), die Bushaltestellen Friedrichstraße/Reinhardtstraße sowie Torstraße/U Oranienburger Tor sowie zwei Tram-Haltestellen.

Wir haben tatsächlich selten einen so gut durchorganisierten Service für Menschen mit Behinderung wie im Friedrichstadt-Palast Berlin erlebt und denken auch deshalb noch gerne an diesen Abend zurück!

Nützliche Links:

Friedrichstadt-Palast – Infos für Gäste mit Behinderung
VBB-Fahrinfo
Brokenlifts.org

Transparenzhinweis

Dieser Bericht entstand in einer Kooperation mit dem Friedrichstadt-Palast Berlin. Alle Erfahrungen und Eindrücke spiegeln davon unberührt unsere eigene Meinung und unsere Erlebnisse wider.