Curacao Sea Aquarium - Einfahrt

One Spot – Plenty to do!

Heike, die Leiterin des Delpfintherapiezentrums, das sich im Herzen des Curacao Sea Aquarium befindet, empfängt uns herzlich. Im Schatten am Rande der Pools erläutert sie uns die Vorbereitungen und den Ablauf einer Delfintherapie und gibt uns Einblicke in das hiesige Zentrum. Das Team besteht aus mehr als zehn Therapeuten, die aus unterschiedlichsten Fachrichtungen kommen: Sprachtherapeuten, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden – die Bandbreite ist groß. Denn auch die Patienten, die hier zur Therapie kommen – überwiegend Kinder und junge Erwachsene, die bereits als Kinder hier waren – haben ganz unterschiedliche Erkrankungen, Behinderungen und auch Therapieziele. Mit Wunderheilung, macht Heike deutlich, hat all das hier nichts zu tun. Die Delfine sind Bestandteil einer ganzheitlichen Therapiestrategie und unterstützen diese – zum einen durch ihr direktes Feedback auf das Verhalten der Patienten, zum anderen durch die Bewegung im Wasser. Bevor aber die Therapie überhaupt erst beginnen kann, stehen eine Reihe von Gesprächen an. Mit Patienten, Eltern, Therapeuten, behandelnden Ärzten. Die Grunddiagnosen, Therapieerfolge und die gewünschten Ziele werden geklärt, ebenso wie die unabdingbare Flugtauglichkeitsbescheinigung und ein Attest, dass der Patient überhaupt ins Wasser kann. Mit Unterstützung von zwei Therapeuten, versteht sich. Dieses Therapieteam wird für jeden Patienten individuell zusammengestellt, je nachdem, was das Ziel ist: eine Verhaltensveränderung, Verbesserung der Motorik, oder oder. Die Spanne der möglichen Therapieziele ist so groß, dass Heike die Aufzählung unterbricht. So viel Zeit haben wir dann doch nicht.

Schwimmen im Delfintherapie-Zentrum

Die Therapie selbst besteht aus verschiedenen Modulen, die hier 14 Tage lang täglich wiederholt werden: eine halbe Stunde im Therapieraum, beispielsweise für Physiotherapie, Logopädie, Psychotherapie, anschließend geht es für eine Stunde zum Delfin ins Wasser. Im Anschluss geht es zum Duschen, Umziehen – denn gerade Alltagskompetenzen stehen ganz oben auf der Liste der zu fördernden Elemente. Durch die Urlaubssituation entsteht zudem der Vorteil, dass Hausaufgaben an Patienten und Begleiter – meist Eltern, Freunde und nahe Verwandte – gegeben werden und am nächsten Tag direkt ein Feedback möglich ist. So kann auch das Verhalten nicht nur von Patienten, sondern auch des Umfelds gespiegelt und verändert werden. Wie wichtig das ist, werden wir noch live miterleben.

Adina hält einem Delfin einen Stab zum Sprung hin, daneben Therapeut und DelfintrainerinNach einer Weile wird es nun auch für Adina ernst, denn auch wenn sie nicht zur Delfintherapie, sondern als Reisebloggerin nach Curacao gekommen ist, darf sie im Delfintherapiezentrum mit den Delfinen ins Wasser gehen. So wie alle Rollstuhlfahrer, die Delfinschwimmen erleben möchten – denn vorne im Publikumsbereich, wo das reguläre Schwimmen mit Delfinen für Touristen angeboten wird, ist das für Rollstuhlfahrer nicht möglich. Hier im geschützten Delfintherapiezentrum, das seine Pontons an eigenen Bassins besitzt, stehen Therapeuten und Hilfsmittel wie ein Lifter zur Verfügung, um diesen Wunsch auch eben Menschen mit Behinderungen außerhalb der Delfintherapie zu ermöglichen. Ein weiterer Vorteil: das Special Swim bringt den Gästen einerseits mehr Zeit zur Vorbereitung und mit dem Delfin, zum anderen haben sie Ponton, Delfin und Therapeuten für sich allein. Mit Schwimmweste ausgestattet geht es für Adina über einen absenkbaren Ponton ins Wasser. Ihre Erlebnisse beim Delfinschwimmen hat sie HIER niedergeschrieben…

Das Sea Aquarium

Die Sonne trocknet die Haare schnell. Wir schlendern durch die große Anlage, die hier am Rande von Willemstad auf einer künstlich angelegten Lagune entstanden ist. Im Abstand von wenigen Minuten fahren die Minibusse, die das Bild von Willemstad prägen, vom Stadtzentrum in Punda hierher nach Bapor Kibra, ganz in der Nähe des neuen Mambo Boulevards. Über eine Brücke, unter der ein Hai seine Runden dreht, wird das Gelände des Curacao Sea Aquarium erreicht. Zur Rechten des Eingangs, neben der Submarine Station, wo Besucher mit einem Mini-U-Boot in die Karibik abtauchen können, lassen sich in einem weiteren Außenbecken Seehunde die Sonne auf den Bauch scheinen.

Hinter dem Eingang zum Sea Aquarium fällt zunächst eine Flamingo-Auffangstation auf, wo gestrandete Flamingos aufgepäppelt werden. Im Inneren des Gebäudes, das angenehmen Schatten spendet, stehen zahlreiche Aquarien mit unglaublich farbenprächtigen Fischen und anderen heimischen Meeresbewohnern. Im Außenbereich gibt es weitere, offene Becken, dahinter liegen nur durch einige Steine vom Meer getrennt die Bassins, in denen die Delfine trainiert werden. Stündlich können Besucher bei den Trainingseinheiten zusehen, zudem bietet das Curacao Sea Aquarium unterschiedliche Arten von Delfinschwimmen an – dazu aber später mehr. Auf der anderen Seite, die dem Land zugewandt ist, fällt ein Boot auf in einem Becken, in dem schwarze Schatten hin- und her gleiten. Noch ahne ich nicht, dass ich diese Schatten schon sehr bald kennenlernen werde – hautnah. Doch zunächst haben wir etwas anderes vor: eine Bootstour auf der Pelican Express, einem erstaunlich rollstuhlgerechten Boot, das ganz in der Nähe an der Tauchschule liegt. Von dort aus soll es in das spanische Wasser, eine abgelegene große Bucht mit kleinen Inseln, Golfclub und anderen Annehmlichkeiten für die Upper Class, und anschließend zum Sonnenuntergang Richtung Willemstad gehen.

Der Einstieg der Pelican Express liegt praktisch auf derselben Höhe wie der Anleger. So ist es kein Problem, das Boot zu entern. Das Unterdeck ist damit zu einem Großteil zugänglich, nur der Teil auf dem Bug des Bootes ist nicht erreichbar, denn die beiden Zugänge neben dem Steuerstand sind hierfür zu schmal, und auch die Toilette ist nicht zugänglich. Für eine zweistündige Bootstour sollte es aber doch reichen – und Getränke, leckere Häppchen und mehr werden während der Fahrt vom Personal gereicht. Zunächst gilt hier aber: festhalten! Der ständige starke Wind, der meist aus der Richtung von Mexiko herüberweht, peitscht das Meer ordentlich auf. Das spüren wir, als das Boot die Hafenbuch verlässt und Kurs gen Südosten aufnimmt: es stampft gewaltig, die Crew kennt die Karibik aber natürlich und stellt das Boot sicher in die Wellen. Knapp 30 Minuten später haben wir uns längst an die See gewöhnt, und das Boot läuft nach Norden in das spanische Wasser ein, das mit teuren Ressorts, Yachten und Millionärs-Domizilen einen ganz eigenen Charme besitzt. Wunderschöne kleine Inselchen, auf denen sich nur eine Villa befindet und die nur per Boot erreichbar sind, Privatstrand inklusive – die Exklusivität dieser Lage steht außer Frage und wird spätestens beim Anblick des grasgrünen Golfressorts inmitten der trockenen Steppe deutlich. Nach einiger Zeit geht es dann zurück Richtung Nordwesten – nach Willemstad, um den Sonnenuntergang vom Hafen aus zu betrachten.

Inzwischen ist es dunkel geworden. Wie in der Karibik üblich, kommt die Dämmerung hier sehr früh und verläuft rasend schnell: kurz vor 19 Uhr herrscht noch strahlender Sonnenschein, wenige Minuten später ist es stockfinster. Wir laufen wieder in den Hafen ein und lassen den Tag bei karibischem Barbecue und einigen Drinks im Hemingway, einem Restaurant direkt am Strand, ausklingen. Allzu lange dauert das nicht. Hier auf Curacao sind die Tage kürzer, was auch an der Hitze liegt, die auch nachts nicht wirklich abnimmt. 30 Grad, das ganze Jahr, Tag wie Nacht – kein Wunder, dass das öffentliche Leben relativ spät beginnt und früh endet. Ich muss zudem noch ein wenig Kräfte sammeln, denn ich habe am nächsten Tag noch einen Termin im Sea Aquarium – nämlich beim Ocean Encounter, genau dort an jenem Boot, unter dem unheimliche Schatten herum geschwommen sind. Und je länger ich darüber nachdenke, worauf ich mich da eingelassen habe, desto nervöser werde ich.

Rochen und Haie hautnah

Kurz vor 11 Uhr melde ich mich wie vereinbart beim Oceans Encounter zu meinem Schnorchelgang. Dank eines ausgeprägten Sonnenbrandes, den ich mir trotz aller Vorsicht schon vorher beim Schnorcheln zugezogen habe, sitze ich zusammen mit zwei anderen Paaren im T-Shirt auf dem Ponton, ziehe meine Flossen an, teste meine Taucherbrille samt darauf montierter Kamera, und höre den Instruktionen zu. Die Rochen haben keinen Stachel mehr, dennoch kann Kontakt mit dem rauen Schwanz schmerzhaft werden. Beim Füttern der Haie – was, HAIE?! – die Hand oberhalb des Lochs in der Plexiglaswand halten, sonst könnte der Hai sie ansaugen. Uff, na gut. Selbiges gilt für das Füttern der Schildkröte. Gut, die Haie und Schildkröten werden durch die Wand gefüttert. Die Rochen sind aber im selben Becken wie wir.

(Fotos: Turtle & Ray Productions)

Als wir nach einem Einschwimmen, um uns an die Umgebung zu gewöhnen, nun aber tatsächlich zur Fütterung kommen und dazu auf einem Stein am Rande des Beckens sitzen, lässt meine Anspannung nach, und ich bin erstaunt: Selten habe ich so etwas Sanftes, Glattes und Weiches wie einen Rochen berührt. Deren Gemüt ist allerdings alles andere als zaghaft: sie wissen um die bevorstehende Fütterung und rempeln uns heftig an, so heftig, dass ich mehrmals beinahe vom Stein rutsche: zwei Rochen kamen in voller Fahrt von rechts angerauscht, und ich hatte Mühen, mich auf dem Stein zu halten und andererseits das strike Verbot, den Fisch zur Fütterung außerhalb des Wassers zu halten, umzusetzen. Genau darauf lauern nämlich die unzähligen Pelikane, die sich hier inzwischen eingefunden haben – sehr zur Unzufriedenheit des hiesigen Personals. Und so unglaublich sanft die Oberfläche der Rochen doch ist, die Warnung vor dem Schwanz war berechtigt, wie ich selbst erfahren durfte: wie ein Reibeisen fühlte er sich an, als er über meinen Unterarm streifte. Autsch.

Weiter ging es anschließend zu den Schildkröten und den Haien. Das Vorgehen ist hier immer gleich: Abtauchen, den Fisch vors Loch halten, gleichzeitig dafür sorgen, dass ihn sich nicht zwischenzeitlich die Makrelen holen, die hier ebenfalls ständig hungrig durch das Becken streifen – was mehrmals misslang -, und wieder auftauchen. Nach einigen Fütterungsdurchgängen und restlichem freien Tauchen ging es anschließend wieder zurück an Land, wo Adina mit der Kamera in der Hand wartete. Nach Trocknen und Umziehen waren auch die ersten Bilder von Turtle&Ray, dem Unterwasserfotografen, der uns begleitete, fertig. Einige Bilder war es mir dann auch wert – wann hat man schon sonst die Gelegenheit, sich unter Wasser von einem Taucher in solch einer Umgebung ablichten zu lassen…?

Schwimmen mit Delfinen

Mein Abschiedstermin vom Sea Aquarium war dann schließlich mein eigenes Delfinschwimmen. Ich habe mich entschieden, das Dolphin Encounter im Becken zu buchen – eine von drei möglichen Varianten: eine kurze Begegnung am Beckenrand mit Küsschen und Foto, das Schwimmen im Becken, und ein Tauchgang im offenen Meer mit den Delfinen. Auch hier ging es nach einer Einweisung und einem sehenswerten Film über die Karibik, die akute Bedrohung zahlreicher Meeresbewohner durch Müll und Schifffahrt und das große Engagement der Dolphin Academy in diesem Bereich zusammen mit OceanCare.org ans Becken. Zwei Delfine begrüßten die neuen Gäste in ihrem Revier freundlich und ließen sich auf eine Reihe von Spielen ein, vom gemeinsamen Schwimmen über Wasserschlachten bis hin zu Küsschen geben. Auch sie fühlten sich erstaunlich an: Weich, glatt, aber nicht glitschig, ein wenig, als würde man einen Luftballon kraulen. Rückblickend war für mich das Animal Encounter mit den Rochen aber letztlich doch noch beeindruckender. Dennoch blieben mir beide Begegnungen in eindrucksvoller Erinnerung, und auch, wenn dieser Reisebericht tatsächlich erst sehr spät erscheint: nichts von diesen Erlebnissen hat seinen Glanz verloren!